Wie wollen Sie Ihre Midlife-Crisis verbringen, Jesse Eisenberg?

Der US-amerikanische Schauspieler über einen fruchtigen Gott, seine Strategie, kein alter weißer Mann zu werden, und die Frage aller Fragen: Kino oder Netflix?

Geboren: 5. Oktober 1983 in New York City
Beruf: Schauspieler 
Ausbildung:
Studium der Anthropologie
Status: Stadtneurotiker

Jesse Eisenberg ist blass, neurotisch, schüchtern, also all das nicht, was etliche seiner Kollegen im Zuge von #MeToo ins Abseits geraten ließ. Kurios, dass er bereits mit 17 ausgerechnet über Woody Allen ein Theaterstück schrieb. Es gelangte damals in die Hände seines Idols, Allen ließ auf Unterlassung klagen, Jahre später trafen die beiden gleich zweimal am Arbeitsplatz aufeinander: erst in Allens Film To Rome with Love (2012), dann in Café Society (2016), in dem Eisenberg die Hauptfigur Bobby (blass, neurotisch, schüchtern) spielt. Im Gegensatz zu Woody Allen findet man bei Eisenberg keinen Skandal. Er gilt als superhöflich und bescheiden, wohnt mit Frau und Kind in Indiana, liest Bücher und hat nichts zu tun mit Drogen, digitaler Selbstinszenierung, Ausrastern. Dass er selbstverständlich bereit war, unsere Fragen zu beantworten – und sich wegen der Corona-Lage per Zoom zu Hause fotografieren ließ –, sagt viel über ihn aus. Als nicht lässiger Mann, aber ausgezeichneter Schauspieler hat er es in Hollywood ganz nach oben geschafft. Für seine Rolle als Mark Zuckerberg in The Social Network (2010) wurde er für einen Oscar nominiert. In der Tragikomödie Resistance (ab 14. Oktober im Kino), die vom französischen Widerstand erzählt, spielt er den Pantomimen Marcel Marceau.