Ihre Botschaft an die Taliban, Kubra Khademi?

Die Künstlerin im Interview ohne Worte über ihr Heimatland Afghanistan, ihr wichtigstes Werkzeug und die Reaktion ihrer Mutter auf ihre weiblichen Aktbilder.

Geboren: 26. Februar 1989 in der Provinz Ghor (Afghanistan) 
Beruf: Künstlerin 
Ausbildung: Kunststudium in Kabul (Afghanistan) und Lahore (Pakistan), Studium der Kunstgeschichte in Paris
Status: Furchtlos

Mit einer Rüstung aus Metall, die ihren Torso bedeckt, aber Brüste, Bauch und Po betont, bahnt sich Kubra Khademi am 26. Februar 2015 einen Weg durch die Straßen Kabuls – es ist ihr Geburtstag, aber nur, weil sie sich das Datum ausgesucht hat. Wann sie tatsächlich geboren wurde, weiß sie nicht, in der Provinz Ghor gab es kein Geburtenregister. Ein Youtube-Video zeigt die Performance mit dem Titel Armor. Passanten scharen sich schimpfend um die Künstlerin. Nach wenigen Minuten wird die Performance abgebrochen, Khademi verschwindet, einige Männer fordern eine Strafe für ihr unsitt­liches Verhalten. Für Khademi ist das nicht neu: sexuelle Belästigung,
Unter­drückung, patriarchale Machtausübung – in Afghanistan gehörte das zu ihrem Alltag. Wie es damals weiterging, erzählt Khademi später in einem Interview: Sie sei im Auto eines Freundes geflohen und habe nach den ersten Todesdrohungen Afghanistan verlassen, um in Paris politisches Asyl zu beantragen. Im Moment ist sie in Sicherheit und unterläuft in ihren Gemälden weiter Tabus und ­Gesetze der Taliban: blutende Frauen, lesbischer Sex, wilde ­Orgien. Gerade sind ihre Arbeiten in der Gruppenausstellung Walk! in der Schirn Kunsthalle Frankfurt und ab dem 25. Juni als Einzelaus­stellung im Museum Pfalzgalerie in Kaiserslautern zu sehen.