Was nervt an der deutschen Comedyszene?

Die Komikerin und Schauspielerin Meltem Kaptan im Interview ohne Worte über Integrations-Witze, ihr Karnevalskostüm und die Frage, ob sie wirklich bauchtanzen kann.

Geboren: 8. Juli 1980 in Gütersloh
Beruf: Moderatorin, Komikerin, Schauspielerin
Ausbildung: Studium der Anglistik, Medienwissenschaft und Grafik, Schauspiel- und Gesangsausbildung
Status: Direktemang

»Kommt ’n Türke in ’ne Bar …« – Zur Frage, warum Deutsche so gern Witze über Menschen mit Migrationshintergrund hören, gibt es mittlerweile sogar eine Reihe wissenschaftlicher Studien. Comedians wie Kaya Yanar und Bülent Ceylan sind mit ihren selbstironischen Culture-Clash-Programmen bekannt geworden. »Ethno-­Comedy« heißt das in der Fachsprache. Und auch Meltem Kaptan spielt gern mit den Ressentiments, die sie im Alltag erlebt, und macht sie sich für ihre Bühnenfigur zunutze. So ist ihre neueste Rolle unerwartet ernst für eine Frau, die sonst als »lustigste Türkin Deutschlands« oder »Kumpeltürk mit Liebe zum Bauchtanz« auf der Bühne steht und ein Buch über die Marotten einer deutsch-türkischen Ehe geschrieben hat. Der Film Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush erzählt die Geschichte des zu Unrecht inhaftierten Murat Kurnaz aus der Sicht seiner Mutter Rabiye, die jahrelang vergeblich versuchte, ihren Sohn zu befreien. Für ihre schauspielerische Leistung wurde Meltem Kaptan auf der Berlinale mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet und konnte es danach selbst kaum glauben, sie fragte Reporter auf einer Pressekonferenz: »Do you know the word Fiebertraum?« Den Akzent ihrer Filmfigur hat Kaptan sich eigens für den Film antrainiert: Geboren und aufgewachsen ist sie nämlich in Ostwestfalen.