Wie sieht der Gesichtsausdruck eines guten Spions aus?

Der Schauspieler Merab Ninidze im Interview ohne Worte über seine Schulzeit in Tiflis, sein Rezept gegen Heimweh und die Frage, was ihn an sich selbst nervt. 

Geboren: 3. November 1965 in Tiflis, Georgien
Beruf: Schauspieler
Ausbildung: Akademie für Darstellende Kunst und Film in Tiflis Status: Stille Wasser

Einige mögen sich noch an den Film Nirgendwo in Afrika erinnern, für den die Regisseurin Caroline Link 2003 einen Oscar bekam. Darin flüchtet eine jüdische Familie vor den Nazis nach Kenia, die Frau wird von Juliane Köhler gespielt, der Mann von Merab Ninidze, und ihn umhüllt eine Wehmut, die man vielleicht gar nicht spielen kann, weil sie einfach zur Aura gehört. Sie war jedenfalls auch schon zu sehen im Film England! von Achim von Borries, aus dem Jahr 2000. Die Rolle des Malers Pavel war damals die erste wirklich ­anständige, die Ninidze in Deutschland bekam, obwohl er in seiner Heimat Georgien Hamlet am Rustaveli-Theater in Tiflis gespielt hatte, der zu jener Zeit bedeutendsten Bühne des Landes. Die Zwänge in der Sowjetunion früher, das Eingeschlossensein legten ihn lahm, sagte er mal, er ging nach Wien und von dort weiter nach Berlin, ohne Wien jedoch wirklich zu verlassen, denn so leicht ist es nicht, sich immer wieder ein neues Leben aufzubauen. Und nun ist er das Beste, was der ZDF-Serie Doktor Ballouz (bis März 2023 in der Mediathek, Staffel 3 ist in ­Arbeit) passieren konnte, die Wehmut passt zum Arzt in der Uckermark, der um seine Frau trauert, die er nicht retten konnte. Aber der undurchsichtige Russe liegt ihm offenbar auch – voriges Jahr kam Der Spion ins Kino, mit Ninidze und Benedict Cumberbatch.