Sagen Sie jetzt nichts, Cem Özdemir

Ein Interview ohne Worte mit dem Grünen-Politiker Özdemir. Über Claudia Roth, Angela Merkel und Thilo Sarrazin.



    Name:
    Cem Özdemir
    Geboren: 21. Dezember 1965 in Bad Urach
    Beruf: Politiker
    Ausbildung: Studium der Sozialpädagogik, Evangelische Fachhochschule in Reutlingen
    Status: Deutschland-Fan (auch bei der EM)

    Er ist nicht mehr der Einzige. Politiker mit ausländischen Wurzeln finden sich mittlerweile in allen Parteien. Aygül Özkan ist CDU-Sozialministerin in Niedersachsen, Jorgo Chatzimarkakis Europaabgeordneter der FDP, Lale Akgün SPD-Politikerin in NRW. Aber Cem Özdemir war der Erste. Bereits 1994 zog der Sohn türkischer Eltern für die Grünen in den Bundestag ein. Özdemir, der mit 18 Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft annahm, gilt nicht nur als politisches Naturtalent, sondern auch als Rollenmodell für junge Einwanderer. Parteifreunde nannten ihn früher anerkennend den »anatolischen Schwaben«, Parteigegner manchmal »Spätzletürk’«. Sein Lieblingswort ist »Abitürke« – also ein Türke oder Deutscher türkischer Abstammung, der Abitur gemacht hat. So wie Özdemir. Das Wort hat er auf einem Bolzplatz beim Multikulti-Kick mit ausländischen Jungs in Kreuzberg aufgeschnappt. Und falls jemand multikulti schon lange für tot hält, dem hält Özdemir augenzwinkernd entgegen: »Für mich ist multikulti auch, dass eine Protestantin aus dem Osten, kinderlos, geschieden, Bundeskanzlerin werden kann.« Politisches Talent liegt manchmal eben auch darin, dem Gegner charmant eins überzubraten.

    Fotos: Tibor Bozi