Hilary Hahn, wie oft denken Ihre Finger: Unspielbar?

Die Violinistin im Interview ohne Worte über die Akustik in der Elbphilharmonie, schmerzende Fingerkuppen und die Frage, wie wild Klassik sein kann.

Geboren: 27. November 1979 in Lexington (USA)
Beruf: Violinistin
Ausbildung: Curtis Institute of Music in Philadelphia (ab dem 11. Lebensjahr)
Status: Unüberhörbar

Hilary Hahn galt als Wunderkind und blieb trotzdem diszipliniert. Logische Konsequenz: Sie ist die wohl beste Violinistin ihrer Generation. Hahn spielt, seit sie vier ist, begann ihr Studium mit zehn und feierte mit 15 ihren internationalen Durchbruch: Mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks spielte sie Beethovens Violinkonzert. Auf jene Jahre, in denen sie zum Star wurde, schaut sie heute versöhnlich. Sie habe nichts vermisst oder verpasst, und gehöre es nicht zu jeder Kindheit, sich in etwas versenken zu können? Hahn legt ihre Geige nicht für länger als drei, vier Tage zur Seite. »Länger wäre gefährlich«, sagt sie, wie bei längeren Pausen im Sport droht Verletzungsgefahr. Was manche Partituren Solisten abver­langen, zeigte Hahn auf Twitter und Instagram. In #100daysofpractice veröffentlichte sie Videoschnipsel und kommentierte: »Langsame, sanftmütige Version von zwei der widerborstigsten Passagen von Prokofjew. Das Üben hat heute keine Priorität, aber ich habe es trotzdem getan.« Widerstand kam irgendwann von nebenan. Ein Nachbar schlug mit etwas, das wie ein Besenstiel klang, an die Wand. Inzwischen haben sie feste Uhrzeiten zum Üben vereinbart. Ihr neues Album mit Musik von Dvořák, Ginastera und de Sarasate trägt den Titel Eclipse.