Udo Kier
Als er zwanzig war, hat Udo Kier mal erzählt, »blieben die Leute auf der Straße stehen wegen mir, so gut sah ich aus. Das gibt Selbstbewusstsein bis zum Gehtnichtmehr.« Bei unserem Fototermin ist er müde, aber entspannt und sehr nahbar. Er fragt, ob wir eine Orgasmus-Frage dabeihaben - und freut sich, dass nicht. Solche Fragen würden ihm ständig gestellt, sagt er in kölschem Singsang. Kier wuchs in Köln-Mülheim bei seiner alleinerziehenden Mutter auf. 1991 zog er nach Los Angeles, seit Kurzem lebt er in Palm Springs, die Palmen im Garten seiner verschiedenen Häuser hat er selbst gepflanzt. Privat sei er nämlich ganz anders, als man anhand seiner Filme denken könnte, sagt er. Da hat er meistens etwas Dekadentes, ob er den schwulen Freier spielt oder einen der vielen Fieslinge, angefangen in den Siebzigerjahren bei Andy Warhols Dracula und Frankenstein. Die Liste der Regisseure, mit denen Kier gearbeitet hat, liest sich überhaupt gut: Rainer Werner Fassbinder, Werner Herzog, Gus Van Sant, Christoph Schlingensief, Lars von Trier. Pünktlich zu Kiers 70. Geburtstag läuft nun Arteholic im Kino, ein Film über seine Kunstsucht: Seit vierzig Jahren sammelt er Kunst und Begegnungen mit Künstlern. Arteholic ist eine Tour durch europäische Museen, durch die Show führt sehr unterhaltsam - Udo Kier.
Location: »Bayerischer Hof«
Fotos: Frank Bauer