Was muss ein Mann draufhaben, damit Sie ihn ernst nehmen können?

Die Schriftstellerin Ronja von Rönne im Interview ohne Worte über ihr Dasein als Straßenphilosophin, die Romantisierung von Depression und ihre Reaktion auf die Bezeichnung »Schmollmundfatalistin«.

Geboren: 16. Januar 1992 in Berlin
Beruf: Schriftstellerin und Moderatorin
Ausbildung: Studium der Theaterwissenschaften und Publizistik (abgebrochen), Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus (abgebrochen)
Status: Straßenphilosophin

Sie kommt aus einem bayerischen Dorf, ist nach Berlin gezogen, raucht, als wäre es ihr Markenzeichen, und hat einen Roman über die Krankheit geschrieben, die sie selbst hat: Depression. Man könnte Ronja von Rönne Klischeehaftigkeit nachsagen, aber so einfach ist es nicht: Ihr neuer Roman, der seit Wochen auf der Spiegel-Best­sellerliste steht, handelt von der Schülerin Juli und dem 69-jährigen Ex-Schlagerstar Hella, die eigentlich beide ihr Leben beenden wollen, aber stattdessen einen gemeinsamen Roadtrip starten. Ende in Sicht heißt das Buch – wie ironisch, denn lange glaubte von ­Rönne selbst nicht daran, es noch fertigzukriegen. Wegen ihrer eigenen Depression, gegen deren Romantisierung als Künstlerkrankheit sie kämpft. Bekannt wurde sie mit ihrem Blog Sudelheft, sie las beim renommierten Ingeborg-Bachmann-Preis, provozierte mit einem Text in der Welt am Sonntag (»Warum mich der Feminismus anekelt«) und moderiert seit 2017 die Arte-Sendung Streetphilosophy. Außerdem ist sie wirklich witzig. Nicht nur in ihrem Buch, sondern auch, als wir sie in einem Berliner Fotostudio zum Interview treffen. Der Stoff mit dem Tigermuster lag noch herum, kurz vorher hatten Fotoaufnahmen mit dem Pornostar Stormy Daniels stattgefunden – von Rönne nahm ihn und schlang ihn um sich.