Worauf achten Sie bei anderen zuerst?

Ein Interview ohne Worte mit der Grünen-Abgeordneten Tessa Ganserer, die bis vor einem Jahr noch als Markus Ganserer in den bayerischen Landtag ging.

Geboren: 16. Mai 1977 in Zwiesel
Beruf: Politikerin
Ausbildung: Studium Wald- und Forstwirtschaft in Weihenstephan
Status: Nur wer sich ändert, bleibt sich treu

Bis vor gut einem Jahr ging Tessa Ganserer als Markus Ganserer in den bayerischen Landtag. Jeden Morgen in die Männersachen, Männerhaltung, Männerrunden. Zu Hause durfte sie eine Frau sein, geschminkt und mit blonder Langhaarperücke. Ihre Transidentität war ein Geheimnis, das sie mit ihrer Frau teilte und das, so sagte sie es Ende 2019 in einem Interview, ihre Ehe gestärkt habe. Tessa Ganserer und ihre Frau sind nach wie vor zusammen. Dass sie zwei Söhne haben, acht und 13, verdanken sie auch dem Umstand, dass Tessa Ganserer sich spät outete. Hätte sie das vor 2011 getan, hätte das deutsche Transsexuellen-Gesetz sie gezwungen, sich sterilisieren zu lassen. Vor einem Gericht, hieß es, sei die Änderung der Geschlechtszugehörigkeit erst festzustellen, wenn »die betroffene Person dauerhaft fortpflanzungsunfähig ist«. Leicht ist es bis heute nicht für sie. Um vom Staat als Frau anerkannt zu werden, muss von ärztlicher oder therapeutischer Seite entschieden werden, ob sie eine Frau ist. Eine »demütigende Zwangsbegutachtung« nennt Ganserer diese Maßnahme, der sie sich verweigert. Ganserer, die für die Grünen im bayerischen Landtag sitzt, arbeitet zurzeit im Homeoffice. Die Gremien tagen per Telefon und Video. Unser Fotograf hielt natürlich den Sicherheitsabstand ein.