Hören wir mal, wie Paul McCartney davon erfahren hat: »When I heard the news, I was behind the shelter in the playground of the Liverpool Institute High School for Boys – which we called Smokers' Corner. It was a little place out of sight of the prefects and teachers. We likely lads used to meet up there in the morning and have a crafty fag and somebody had the newspaper. It was shocking.« So hat sich McCartney kürzlich im Observer an den Moment erinnert, als er vom Tod Buddy Hollys erfuhr. Der Schock saß so tief, dass McCartney später, als er reich geworden war, nicht nur die Rechte an Hollys Liedern erwarb, sondern auch den Bass, der auf den Original-Aufnahmen gespielt wurde. Für seinen alljährlichen Buddy-Holly-Gedenkabend hat er sich einige Male sogar als Buddy Holly verkleidet, mit – man ahnt es – dicker Hornbrille. Wow - ein echter Fan!
Ich mag die Lieder von Buddy Holly sehr gern, aber um in den Totenkult a la McCartney einzusteigen, liegt zu viel Zeit zwischem dem tragischen Absturz der Beechcraft Bonanza und meiner Geburt. Allerdings gruselt es mich immer noch erheblich, wenn ich von den fürchterlichen Bedingungen lese, unter denen die Künstler bei der verhängnisvollen Winter Dance Party-Tour zu leiden hatten. Selten war das Showbusiness weniger glamourös.
Am 22. Januar 1959 hatten sie sich in Chicago versammelt: Buddy Holly, Ritchie Valens, J.P. »The Big Bopper« Richardson, Frankie Sardo, Dion & The Belmonts. In einem klapprigen Bus fuhr die Truppe durch den tief verschneiten Norden der USA, und als die Heizung im Bus ausfiel, wurde es so frostig, dass ein Mitglied der Entourage mit Erfrierungen an den Füßen ins Krankenhaus kam. Am 1. Februar brach der Bus dann komplett zusammen und der Sheriff einer nahegelegenen Stadt musste die Musiker mit einem Polizei-Laster aufsammeln.
Solcherart durchgeschüttelt erreichte der Treck am 2. Februar schließlich den Surf Ballroom in Clear Lake, Iowa, wo es zu den verhängnisvollen, vielfach erzählten Entwicklungen kam: Hollys Wunsch, in den nächsten Ort zu fliegen, um seine Wäsche reinigen zu lassen; der Münzwurf zwischen Ritchie Valens und Gitarrist Tommy Allsup, den ersterer für sich entschied; die großherzige Tat von Bassist Waylon Jennings, der seinen Sitz im Flugzeug dem kranken Big Bopper überließ. Kurz nach ein Uhr nachts stieg der junge Pilot Roger Peterson mit seinen drei Passagieren wacklig in die Dunkelheit empor – und wenige Kilometer weiter nördlich, auf den Feldern eines Bauern namens Juhl, war der Flug schon wieder zu Ende.
Gedenken wir am 50. Todestag also Buddy Holly, dem ersten Rock'n'Roll-Star, der im Tod größer wurde als zu Lebzeiten. Einer, der Buddy Holly ebenfalls nicht vergessen hat, ist Bob Dylan, der am 31. Januar 1959 in Duluth, Minnesota Buddy Hollys vorvorletzten Auftritt sah und noch Jahrzehnte später davon sprach, wie Holly ihn damals angeblickt habe.
CD-Tipp: Die CD "Winter Dance Party – 50th Anniversary Special" (El Toro) enthält nicht nur etliche Hits der ums Leben gekommenen Stars, sondern auch drei kurze Werbesprüche, mit denen Holly, Valens und Richardson das Publikum im verschneiten Norden der USA zum Beusch ihrer Konzerte aufforderten.