Die Posaune, der Blues und ein großer Mann aus Texas

Zum Gedenken an den einst großen, nun aber vergessenen Posaunisten und Sänger Jack Teagarden.

Wer erinnert sich noch an Jack Teagarden? Der großartige Jazz-Sänger und Posaunist starb heute vor genau 45 Jahren an einer Lungenentzündung. Es ist diese Doppelbegabung, die mich immer besonders fasziniert hat. Ich habe überlegt, ob es heute noch Jazzmusiker gibt, die als Sänger und genauso als Instrumentalist top sind, aber mir ist keiner eingefallen. (Ich lasse mich aber gerne eines besseren belehren.)

Teagarden hat mit seinem bluesigen, entspannt-virtuosen Spiel die Posaune schon in den Zwanzigern zum Lead-Instrument gemacht. Sein Ton war einzigartig und man sagt, dass Bandleader wie Glenn Miller und Tommy Dorsey ungern mit ihm zusammenspielten, weil sie fürchteten, von ihm in den Schatten gestellt zu werden. Außerdem hatte Teagarden einen einzigartigen Gesangstil, zu dem man im englischen wohl »lazy drawl« sagen würde. »A man with a voice as comfortable as an old pair of shoes«, hat Bob Dylan über ihn gesagt.

Er stammte aus einer Indianerfamilie in Texas, spielte mit Bessie Smith und auf der letzten Session von Bix Beiderbecke. 1946 holte ihn Louis Armstrong in seine All-Stars, damals wohl die bekannteste Jazzband der Welt. An Armstrongs Seite lief Teagarden erneut zu großer Form auf und sang unsterbliche Duette mit Satchmo, zum Beispiel bei ihrer Paradenummer »Rockin' Chair«. 1951 verließ er Armstrong wieder und nahm in den folgenden Jahren viele exzellente Soloplatten auf. Von denen, die ich kenne, ist »Swing Low, Sweet Spiritual« am besten, die souveräne Art, mit der er sich darauf durch etliche Gospelklassiker swingt, ist unwiderstehlich. Sein bekanntester Song aus dieser Zeit ist jedoch »Stars Fell On Alabama«.

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Gestern abend habe ich mir, eingedenk des Todestags, die paar Jack-Teagarden-Platten angeschaut, die ich besitze. Auf der Rückseite von This Is Teagarden! loben ihn Jazz-Größen wie Benny Goodman, Harry James und Johnny Mercer. Auch Hoagy Carmichael ist mit einem Statement vertreten. Unter anderem schreibt er: »Jack and I made a ten-minute movie short for Paramount and although both of us looked like ghosts in our white makeup, the music that he and his band played was far ahead of movie technique.« Was macht man heute als Erstes, wenn man so etwas liest? Richtig, man schaut auf Youtube nach, wo Clips von Jack Teagarden und Hoagy Carmichael leicht zu finden sind.