Gut betucht im Yachturlaub

David Beckham zeigt sich beim Bootsurlaub mit Elton John als modisches Chamäleon. Dabei fällt besonders ein Accessoire ins Auge, dessen Geschichte eigentlich so gar nicht zu einer Yacht passt.

Stilsichere Freundschaft: David Beckham und Elton John auf einer Luxusyacht in Südfrankreich

Screenshot: Instagram

Es gibt sie noch, die guten Urlaubsmomente auf Instagram. Zwischen all den glattgefilterten Influencer-Posen im mykonesischen Sonnenuntergang und #FollowMe-Pics auf Bali findet sich ab und an ein Juwel, bei dem man das Gefühl hat, tatsächlich einen Einblick ins Leben der Prominenten zu bekommen.

So geschehen ist das diese Woche bei den Beckhams. Victoria und David Beckham verbrachten einen Teil ihres Sommerurlaubs offenbar mit dem Ehepaar Elton John und David Furnish auf deren Luxusyacht in Südfrankreich. Von hier posteten alle Beteiligten munter Bilder – und was dabei an Deck kam, ist eine Wonne modischer Individualität.

Jeder der Anwesenden ist voll in seiner Rolle – Elton John ganz der extravagante Entertainer, in einer Reihe knallbunter Print-Hemden und Shorts, Sneakers und ausgefallener Sonnenbrillen, Furnish als eine Art gemäßigtere Version seines Mannes und Victoria Beckham als »sophisticated« Designerin in cleanen, schicken Entwürfen ihrer eigenen Modelinie. Am meisten Spaß an der Inszenierung scheint allerdings ihr Ehemann zu haben: David Beckham verkörperte beim Bootsurlaub den »junggebliebenen Fashion-Dad« par excellence. Vom langärmeligen, wild bedruckten Versace-Seidenhemd zur weißen Hose im Partnerlook mit Furnish über den maritimen Klassiker (Tanktop zu Chino, Flechtgürtel und Leinenhemd) bis zu seinem oberkörperfreien Auftritt mit Goldkette und Bandana an der Seite Elton Johns. 

Als Schattenspender dient diese Kopfbedeckung ihm wohl kaum (mit Blick auf Beckhams Teint scheint ihm die Wahrung einer vornehmen Blässe auch eher kein größeres Anliegen zu sein), als Schweißband eignet sich das glatte Material ebenfalls nicht. Nein, es handelt sich hier um ein modisches Accessoire – und zwar eines mit reicher Geschichte.

Das Wort Bandana hat seinen Ursprung in Hindi und bedeutet schlichtweg »binden«. Sein berühmtes Paisley-Muster stammt in seiner Grundform aus der Kaschmir-Region und gelangte im 18. Jahrhundert als Print auf Kaschmirschals über die East India Company nach Europa, wo lokale Hersteller später ihre eigenen Varianten produzierten. Während der amerikanischen Revolution ließ Martha Washington ein Bandana mit dem Print ihres Mannes George Washington auf dem Rücken eines Pferdes bedrucken und auch später kam dem quadratischen Tuch immer wieder auch politische Bedeutung bei.

Beim Streik der Bergleute in West Virginia im Jahr 1921 trugen tausende Minenarbeiter rote Bandanas um den Hals; Rosie the Riveter trägt auf dem berühmten »We can do it«-Poster zur Anwerbung von Frauen in der Rüstungsindustrie während des Zweiten Weltkrieges eines um den Kopf. Das Paisley-Halstuch wurde zum häufig gesehen Accessoire in Western, in den 1970ern in all seinen Farben zum Erkennungszeichen verschiedener sexueller Präferenzen in der Gay Community und etwas später zum Identifikationsmerkmal US-amerikanischer Straßengangs. Über die Jahre haben die Hip-Hop-Kultur und Rapper wie Tupac Shakur das Bandana ebenso adaptiert wie Harley-Davidson-Fahrer oder Axl Rose.

Beckham scheint den geschichtsträchtigen Kopfschmuck seinerseits vor allem für die Fähigkeit zu schätzen, sich mit einem Knoten in einen beinharten Typen zu verwandeln – besonders in Verbindung mit seiner gegerbten Haut und den Tattoos scheint es zu sagen: »Ich bin ein Entdecker und ich habe was erlebt«. Dass er damit auf einer Luxusyacht sitzt – geschenkt. Im Urlaub darf man sich auch mal verkleiden.

Wird getragen von: Tupac, Axl Rose, John Wayne, Justin Bieber, Johnny Depp als Jack Sparrow in Fluch der Karibik, Rosie the Riveter
Wird getragen mit: Gebräunter Haut, offenem Hemd, Grashalm im Mund.
Nicht verwechseln mit: Seiden-Carré von Hermès