Keine Frage, der Mann kennt sich aus mit Masken. Wenn das Ding im Weg ist, einfach kurz nach oben schieben. Schließlich war Ben Affleck mal Batman, da hat er das am Set sicher auch so gemacht. Nur rauchen war als Fledermaus natürlich einfacher. Die Kappe mit den spitzen Ohren spart ja bekanntlich die Mundpartie aus.
Bilder und Memes des Schauspielers mit Binde über der Nase und dampfender Kippe drunter laufen bei Twitter seit Tagen auf Hochtouren. Die Kommentare bewegen sich irgendwo zwischen »doppelt erbärmlich« und »doppelt furchtlos«. Als pädagogisch wertvoll kriegt man es jedenfalls nicht mehr hingebogen. Und das, wo in Hollywood doch gerade alle vorbildlich spenden, Fundraising betreiben und zeigen, wie man Masken faltet.
Was Affleck für einen guten Zweck in Virus-Zeiten tut? Zocken. Ohne Witz. Vorletzte Woche organisierte er ein Online-Pokertunier mit Tobey Maguire, Jon Hamm und anderen Prominenten. Aber so viel reinspielen kann man gar nicht, um dieses Corona-Karma wieder ins Lot zu bringen.
Natürlich ist der »Visier hoch«-Reflex bei jeder Art von Maske groß. Beim Karneval hängen am Ende des Tages die Zorros, Darth Vaders und Trumps auch immer an der Stirn auf Halbmast, um das Gesicht mal wieder durchzulüften. Nur sind sie da eben lustige Verkleidung, während der Mundschutz in Zeiten von Corona jetzt (streckenweise) zum Pflichtprogramm gehört. Schummeln gilt da nicht. Weder die Visier-hoch-Variante, noch das einohrige Aushängen zum Telefonieren zwischendurch und schon gar nicht das zwar sehr lässige, aber auch sehr nachlässige unters Kinn schieben. Alles zu viel Gezuppel, zu viel Berührung, dort wo sich eigentlich Viren sammeln sollen, sagen Experten.
Matthew McConaughey wirbt auf seinem Instagram-Account gerade mit einem lustigen Video im Western-Style für selbstgewickelte »Badass Bandito Bandanas«. Vielleicht kann der für den Marlboro-Kollegen Affleck noch eine »Smokethru«-Version erfinden. »Drinkthru« gibt es natürlich längst, eine Maske mit einer Art kleinem Schiebedach für Strohhalme. Fürs Küssen in der Öffentlichkeit bleibt dagegen wahrscheinlich nur die „Magritte«-Methode. Stoff auf Stoff, so ähnlich wie bei seinem berühmten Gemälde »Die Liebenden« von 1928. Kurz lupfen – wie beim Hochzeitsschleier – mag romantisch und weniger fusselig sein, aber selbst in Hollywood haben sie während der Grippewelle 1937 Kussszenen mit Mundschutz trainiert. Geht alles. (Wenn das nicht nach einer neuen »Mach’s mit«- Kampagne schreit.)
Andere Herausforderung: Welche Maske überhaupt tragen? Für medizinische Notfallmaßnahmen verbietet sich eine Karriere zum modischen Accessoire nämlich nur scheinbar. Auch hier regelt die Nachfrage das Angebot, und ein kurzer Blick auf die Straße genügt, um festzustellen: Doch, ganz offensichtlich gibt es da draußen einen Bedarf jenseits der weißen OP-Masken. Schon jetzt haben die Leute lauter Pünktchen und Blümchen vorm Mund, gern Ton in Ton mit dem Rest des Outfits. Während ironischerweise viele große Luxusmarken gerade in ihren umfunktionierten Produktionsstätten Einweg-Masken (ohne Logo) fertigen, kommen die trendigen Entwürfe (gern auch mit Logo) vor allem von kleineren Labels, in Deutschland etwa Odeeh, Marcell von Berlin, Drykorn, Lovjoi. Die Nachfrage ist riesig, oft gehen Teile des Erlöses an einen guten Zweck. Man kann diese »Trendisierung« doof oder geschmacklos finden, aber genau das passiert ja bei jeder neuen Produktkategorie: Fahrradhelme kriegen lustige Hasenohren verpasst, Zigarettenpackungen bunt bedruckte Überzüge.
Wer auch immer sich mit Herzchen auf der Maske oder nach 90 Euro für ein Modell von »Off-White« besser fühlt, vielleicht sogar glaubt, dadurch wieder mehr soziale Nähe herstellen zu können – ruhig machen, der Zweck heiligt die Mittel, diesmal wirklich.
Typischer Instagram-Kommentar: Trägt man das jetzt so?
Das sagt der Arzt: Zu Risiken und Nebenwirkungen bitte Ge(b)rauchsanweisung beachten
Passender Song: Smoke gets in your eyes (Roxy Music)