Immer süß, wenn Kinder ihren Eltern nacheifern. Im Babyalter drücken sie wild auf dem Display des Smartphones herum, weil die Großen das schließlich auch immer tun. Später ziehen sie wichtigtuerisch Mini-Rollkoffer in Elefantenform hinter sich her, fahren irgendwann die gleiche Automarke und glauben, Präsident der Vereinigten Staaten werden zu wollen, weil der Alte das schließlich auch gemacht hat. Die Warnung »Eltern haften für ihre Kinder« versteht man erst so richtig, wenn man den eigenen Nachwuchs die eigenen Unzulänglichkeiten imitieren sieht.
Dazu kommt noch die nicht zu unterschätzende ästhetische Vorbildfunktion. Kleine Kinder himmeln ihre Eltern ja noch so bedingungslos an, dass sie sogar die depperten Partnerlooks mitmachen, die Modemarken gern propagieren. Aber selbst wer im Teenageralter seine Eltern hoffnungslos peinlich fand, trägt irgendwann doch die gleiche Uhr, die gleichen Noppen-Loafer, geht zum selben Friseursalon und – jetzt kommen wir endlich zu diesem vergnügten Bild im Familienbad – entwickelt auch sonst die gleichen stilistischen Macken wie die Eltern.
David Beckham und sein Ältester Brooklyn sehen sich also, wie man auf dem Instagrampost gut erkennen kann, nicht nur im Gesicht ein bisschen ähnlich, vor allem bei Oberkörper und Oberarmen kommt der Sohn ganz nach seinem Vater. Allerdings weniger durch exzessives Fußballtraining, sondern durch eine andere Art von Körpereinsatz: Der 20-Jährige lässt sich wie sein Vater ständig mehr Tattoos stechen.
Dass das den Erziehungsberechtigten irgendwie beunruhigen könnte – danach sieht es, küchenpsychologisch über Instagram analysiert, nicht aus. In Deutschland ist unter den 20- bis 29-Jährigen laut Umfragen ohnehin schon jeder Zweite tätowiert. Bodyart ist also längst Volkssport, bei manchen eben auch Familiensache. Man erinnere sich an Mutter Ute und Tochter Chiara Ohoven, die irgendwann mit ähnlich aufgepumpten Lippen auftraten und von der Bild-Zeitung entsprechend »Ute und Schnute« getauft wurden. Man kann ja dem eigenen, volljährigen Nachwuchs schlecht verbieten, was man selbst vorlebt. Also lässt man sie neben dem Netflix- eben auch das Dauer-Abo beim Stamm-Tätowierer oder Botox-Studio mitnutzen. Höchste Zeit eigentlich, dass sich auch diese Branchen mal um Familien-Tarife Gedanken machen.
Tätowieren wird ja oft im wahrsten Sinne des Wortes als »Leidenschaft« bezeichnet. Brooklyn allerdings teilt diese nicht einfach nur mit seinem Vater, er lässt sich laut GQ teilweise sogar die gleichen Motive stechen: den Indianerhäuptling, ein barockes Fresko mit Wolken und Engeln, seinen Spitznamen aus Kindestagen »Buster«. Außerdem soll der Sohn eine der Rosen, die der Vater am Hals trägt, in der XL-Version auf dem Bauch haben.
Wie lässt sich das nun wieder deuten? Ein Sohn, der dem Vater zeigen will, wie sehr er ihn vergöttert? Oder handelt es sich hier um so etwas wie Familienwappen der Neuzeit? Schließlich ließen Victoria und David Beckham schon zu ihrer Hochzeit vor zwanzig Jahren eine Fahne mit ihren Initialen VBD hissen. Statt Siegelringe zu tragen, lässt man sich in der Pop-Aristokratie vielleicht lieber die gleichen Muster stechen. Dann stellt sich auch das Problem mit dem ständigen Verlegen in den 20-Zimmer-Häusern nicht.
Wer wohl von beiden einmal mehr erreicht im Leben? Das ist ja oft ein ewiger Wettstreit zwischen Vater und Sohn. In Sachen Geld, Macht, der Trophäen- oder eben der Tattoo-Sammlung. Beckham senior liegt mit über 50 Stück noch klar in Führung, unlängst ließ er sich sogar ein Motiv auf die linke Kopfseite stechen, das nur sichtbar wird, wenn diese ausrasiert ist. Brooklyn hat natürlich noch jede Menge Zeit aufzuholen, aber auch einen entscheidenden Nachteil: Sein Vater ist neun Zentimeter größer als er. Viel Platz für ein paar Extra-Rosen.
Wird auch getragen von: den Ochsenknechts
Typischer Instagram-Kommentar: »Ink it like Beckham!«
Das sagt die Mutter: »Mein armer Junge – hat’s sehr weh getan?«