Die modische Meta-Morphose eines Datasammlers

Erst graue T-Shirts, dann Caesar-Frisur, jetzt dieser immer gleiche Gesichtsausdruck: Mark Zuckerberg hat sich verändert – und kommt einem altbekannten Androiden immer näher. Eine Stilkritik.

Fotos: dpa Picture Alliance / imago LIFE

Da stehen Menschen schon so lange in der Öffentlichkeit und trotzdem lernt man immer neue Seiten an ihnen kennen. Toll. Seit vergangener Woche weiß die Welt also nicht nur, dass der Facebook-Konzern auf einmal Meta heißt, sondern vor allem, dass Mark Zuckerberg einen interessanten Sinn für Timing hat. Es hätte da ja auch andere Themen im Unternehmen gegeben, die man gerade ansprechen könnte, zum Beispiel die Auswirkungen von Instagram auf Jugendliche. Aber dazu verlor der Chef kein Wort in seiner Präsentation. Dafür sah man viel von ihm als Avatar im Metaverse, der entsprechend das Gleiche anhatte wie der echte Zuck: schwarzes Oberteil, schwarze Hose.

Wer sich die letzten Jahre – verständlicherweise – wenig für den Stil dieses Mannes interessierte, könnte das bereits als Umstyling passend zur Umbenennung deuten. Wurde der Facebook-Gründer nicht im grauen Hoodie bekannt und trug dann nur noch graue T-Shirts? Absolut korrekt. (Jedenfalls bis er mal vor Gericht musste und sich schnell einen Anzug besorgte.) Die graue Phase ist hinlänglich belegt, ob sie ein Verweis auf seine vielen grauen Hirnzellen sein sollte, hingegen nicht. Irgendwann wurde zumindest die Marke seines Vertrauens identifiziert: Nicht Hanes, J.Crew oder A.P.C., sondern die italienische Luxusmarke Brunello Cucinelli. Spätestens da war klar, dass es hier irgendwann nicht mehr um eine Marotte ging, sondern um den ganz bewussten Versuch, sein eigenes Markenzeichen zu werden – mit einem der teuersten grauen T-Shirts, das auf dem Markt zu finden ist. Kostenpunkt: rund 300 Dollar pro Stück.

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Wer die letzten Jahre aber doch mal genauer hingeschaut hat, dürfte bemerkt haben: Zuckerberg trägt längst auch Weiß und Schwarz und Dunkelblau. Was womöglich mit einem Detail zu tun hat, das Anfang 2020 in der Biografie Facebook: The Inside Story enthüllt wurde: Zuckerberg sei geradezu obzessiv, was sein Image in der Öffentlichkeit angehe und habe panische Angst vor Schweißflecken, hieß es dort. Vor Auftritten müssten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihm deshalb sogar die Achselhöhlen föhnen. Offiziell bestätigt wurde die Sweat-Shirt-Problematik freilich nicht, eine Konzernsprecherin sagte lediglich, jeder, der schon mal ein graues T-Shirt getragen hätte, könne das sicher nachempfinden.

Und zack, trägt Zuck nicht mehr nur Grau. Mit der Ikonen-Zementierung á la Wintour oder Steve Jobs wird es so natürlich nichts mehr. Deshalb hat er sich im Lockdown wahrscheinlich auf das Markenzeichen Haarschnitt verlegt. Seine Frau Priscilla Chan schnitt ihm damals einen etwas depperten, aber zumindest deutlich wiedererkennbaren »Caesar Cut«, benannt nach eben jenem Julius Caesar, den Zuckerberg offensichtlich bewundert – genau wie dessen Sohn Augustus. So ging etwa die Hochzeitsreise von Zuck und Chan nach Rom, wo, so scherzte Chan laut einem Artikel im The New Yorker, sie dann ständig zu dritt unterwegs gewesen seien: Chan, Zuck – und eben jener Augustus, dessen römische Abbilder Zuckerberg auf sämtlichen Reisefotos verewigt haben soll. Die Tochter des Facebook-Cäsars heißt übrigens August. Aber über die Machtfantasien des Meta-Konzerns sagt das alles bestimmt gar nichts aus.

Seitdem Zuckerberg vor Gericht und in der Öffentlichkeit häufiger mal unter Druck gerät, fällt jedenfalls noch ein anderes Detail an dem 37-Jährigen auf, das als Erkennungsmerkmal eigentlich noch besser zu ihm passt, weil es auf sein perfektes Alter Ego verweist: Dieser betont perplexe Gesichtsausdruck, irgendwo zwischen unschuldig, ratlos und pikiert, als würde der Rechenapparat im Kopf die ganze Zeit denken: Was in meinem perfekten System ist bloß falsch gelaufen? Wer früher Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert gesehen hat, kennt diesen Blick von einem Besatzungsmitglied: Lieutenant Commander Data. Der einzige Androide an Bord. Im Internet kursieren jede Menge lustiger Collagen und Videos, in denen Zuckerberg ähnlich blass aus der Wäsche schaut.

An sich ist der Vergleich natürlich schmeichelhaft: Data ist unglaublich schlau und fix im Kopf. Er gehört zu den wichtigsten Offizieren an Bord. Dummerweise kann er als Android keine Gefühle empfinden. Aber auch das hat bestimmt nichts weiter zu bedeuten. 

Typischer Instagram-Kommentar: »Raider heißt jetzt Twix, sonst ändert sich nix.«
Das sagt die Dermatologin: »Botox hätte es gegen das Schwitzen auch getan.«
Alternativer Namensvorschlag: The Asocial Network