Meine Teufelskickerin

25 Gründe, warum wir wollen, dass unsere Töchter (eineinhalb und vier Jahre alt) später einmal Fussball spielen.

1. Das Kind lernt wie eine Zweidrittelmehrheit in demokratischen Systemen aussieht: Vor dem Familienfernseher gewinnt die Sportschau jeden Samstagabend mit 2:1 Stimmen gegen Mona Lisa.

2. Sie hat es nie nötig, einer dieser Shopping-Zombies, genannt Spielerfrauen zu werden. Wenn, dann wird sie später vielleicht mal Bundestrainerin. Der Männer.

3. Lieber werfe ich mein Geld für die letzte fehlende niederländische Spielerin des Panini-Sammelalbums 2019 raus als für Barbies zehntes Sommerkleid.

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4. 90 Minuten lang alles und jeden anschreien dürfen - das geht nur auf dem Fußballplatz. Gute Übung also, um später mal irgendwo Chefin zu werden.

5. Das Kind bricht nicht sofort bei jeder Schramme in Tränen aus. Blutgrätschen härten ab. Und helfen wenn nötig auch gegen den größeren Bruder.

6. Egal, wie sehr sich Tochter und Vater mal zanken, es gibt einen größeren gemeinsamen Feind, der sie verbindet: Werder Bremen.

7. Einen schnellen Antritt und Kondition für 90 Minuten zu haben, hilft auch ungemein wenn man dem Bus hinterherläuft, oder der Supermarkt in einer Minute zumacht, aber noch 500 Meter entfernt ist.

8. Ich kann als Vater doch noch meine große Lebenserfahrung an die nächste Generation weitergeben: links antäuschen, rechts schießen.

9. In der 91. Minute aus 25 Metern das 2:1 ins Kreuzeck treffen und unter zehn dich liebenden Mitspielern begraben werden – das sind Glücksmomente, die man nicht vergißt.

10. Gleich, wie oft sie abgemagerte Models auf dem Laufsteg oder in der "InStyle" sieht - wenn sie nach dem Training zum Duschen geht, weiß sie wieder wie ein normaler menschlicher Körper aussieht.

11. Ein "sehr gut" im Sportleistungskurs kann das Abiturzeugnis retten.

12. Es gibt keine rosa Trikots.

13. Mädchen, die mit Puppenküchen spielen, lernen Geschlechterrollen. Mädchen, die Fussball spielen, lernen sich durchzusetzen.

14. Doppeltes Vaterglück: Ich kann in Ruhe “Heute im Stadion” auf dem iPhone hören, während ich den Spielen meiner Tochter am Samstagnachmittag zusehe.

15. Wo Ballett endet, sieht man ja im Film Black Swan.

16. Es ist gut zu wissen, dass nach einer Verwarnung (gelbe Karte) der Platzverweis folgen kann (Rot) - das gilt auch vor Gericht, in der Beziehung und im Job.

17. Lira Bajramaj verdient 11.000 Euro im Monat – schaffen sie das mal als Frau in einem deutschen Unternehmen.

18. Man lernt Größe in der Niederlage zu zeigen. Und wer nach dem 0:1 per Foulelfmeter in der 90. Minute beim Fahrrad des Schiedsrichters die Luft rausgelassen hat, wissen wir auch nicht.

19. Wer auf dem Platz gelernt hat, dass man mit Egoismus und Eitelkeiten nicht weit kommt, will später vielleicht mehr vom Leben als nur "Germanys Next Topmodel" werden.

20. Kick It Like Beckham mit Keira Knightley - endlich ein Film, auf den wir uns beide einigen können.

21. Ihr Ehemann wird es mir ewig danken.

22. Mit dem Prinzessinengehabe ist endlich Schluss: auf dem Platz haben alle das gleiche an. Und Tränen helfen vor dem Schiedrichter auch nichts.

23. Ein Fußballverein: kann man mit 16 irgendwo mehr Auswahl haben als Mädchen auf der Suche nach der ersten Liebe?

24. Ihre Freundinnen mögen ein sackteures Pferd striegeln, meine Tochter braucht nur ein Coladose auf der Straße, um glücklich zu sein.

25. Das Jahr 2031 – meine Tochter nimmt den WM-Pokal von Bundespräsident Günther Jauch entgegen und widmet später im ZDF das entscheidende Tor im Finale: mir!

Foto: DPA