Die Entdeckung des Mannes als Problemzone ist noch nicht allzu lange her. Plötzlich war ein Stigma, was früher als Charaktermerkmal galt: Falten, Bauchansatz, graue Haare. Eine traurige Figur, so ein Mann, der sich einfach gehen lässt. Der sogenannte metrosexuelle Mann hingegen nahm den heroischen Kampf gegen den Verfall an, allerdings kämpfte er mit den Waffen der Frau: Kosmetik, Fitness-Studio, Botox.
Inzwischen sind Männer, die in der Parfümerie nach hautstraffender Körperlotion fragen, nichts Besonderes mehr. Im Gegenteil: Das Streben nach Perfektion des Männerkörpers nimmt immer hysterischere Züge an; der neueste Trend aus den USA: Männerunterwäsche, die den Körper strafft. Das kalifornische Label Go Softwear verkündete diese Saison die Einführung des Waist Eliminators, einer Wunderunterhose gegen Wampen. New Yorks Luxuskaufhaus Saks Fifth Avenue hat seit Kurzem trimmende Spandex-Unterwäsche im Angebot. Und das US-Label Andrew Christian wirbt mit Boxershorts, deren »Flashback Butt Lifting Technology« hängende Hinterteile in wohlgeformte Balletttänzer-Backen verwandeln soll. Wird das Männerkorsett auch hier ein Hit?
Klaus Stockhausen, Modechef bei GQ, ist skeptisch: »Beim Thema Unterwäsche kennt der Deutsche keinen Spaß, das hat der Flop der Unterhose mit horizontalem Eingriff gezeigt. Ich persönlich bin gegen jede Form der Korsage, aber bevor mein Smokinghemd bei einem Roten-Teppich-Event spannt – warum nicht?«
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