Du sollst Vater und Mutter ehren

Manche Schriftsteller erschaffen aus der Fantasie ganze Welten. Andere schreiben lieber über das Leben ihrer Familie. In Deutschland hat gerade das zweite Modell Konjunktur.

    Tilman Jens
    Demenz Gütersloher Verlag.
    Der Autor nimmt Abschied von seinem prominenten Vater Walter Jens, der demenzkrank ist. Ein Thema, das ­ leider ­ viele ansprechen dürfte.

    Johanna Adorján
    Eine exklusive Liebe Luchterhand Verlag.
    16 Jahre ist es her, dass die Großeltern der Journalistin Johanna Adorján beschließen, an einem Herbstsonntag Händchen haltend in den Tod zu gehen. Ihre Enkelin rekonstruiert den letzten Tag und das reiche Leben ihrer elegant-eigensinnigen Großeltern. Sehr bewegend, nie rührselig, eher tröstend. Konstanze von Schulthess
    Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg Pendo Verlag.
    Über die Ehefrau des deutschen Offiziers und ihre Rolle im Widerstand ist bis heute wenig bekannt. Ihre Tochter Konstanze von Schulthess war noch nicht geboren, als der Vater erschossen wurde. Die jüngste Stauffenberg Tochter recherchierte das Leben ihrer Mutter aus deren unveröffentlichtem
    Tagebuch, Berichten aus der Familie und eigenem Erleben nach.

    Josephine Kroetz
    Man muss die Welt nicht verstehen, man muss sich bloß in ihr zurechtfinden Rowohlt Verlag.
    Die älteste Tochter des Dramatikers Franz Xaver Kroetz und der Autorin Marie Theres Relin-Kroetz schrieb einen Roman für Scheidungskinder, basierend auf der Scheidung ihrer Eltern. Netter Erstling.

    Péter Esterházy

    Keine Kunst  Berlin Verlag.
    Schon sein zweites Buch über die Mutter. Hier erweckt der ungarische Schriftsteller sie wieder zum Leben, isst mit ihr zu Mittag, redet mit ihr über ihren Verehrer Puskás (ja, der Fußballspieler), der die Familie Esterházy 1951 vor der Deportation bewahrte. Erscheint im März. Sicher die komischste Hommage an eine Mutter.

    Meistgelesen diese Woche:

    Amelie Fried
    Schuhhaus Pallas
    Hanser Verlag.
    Der Fernsehmoderatorin wurde lange verschwiegen, dass ihr Vater und ihr Großvater von den Nazis schikaniert und einige Verwandte ins KZ verschleppt wurden. Auf der Suche nach einem Familiengeheimnis.

    Mario Calabresi
    Der blaue Cinquecento
    SchirmerGraf Verlag.
    Der New Yorker Korrespondent von La Repubblica war zwei Jahre alt, als sein Vater von linken Terroristen umgebracht wurde. Ein italienischer Bestseller.

    Philip Reichardt
    Auf einmal war er nicht mehr da
    Luchterhand Verlag.
    Söhne wissen oft viel zu wenig von ihren Vätern. Und wenn die Väter dann sterben, scheint es endgültig zu spät. Der Autor hat sich nach dem Tod seines Vaters auf eine exemplarische Spurensuche begeben. Analytisch, anrührend, mitunter komisch.

    Foto: Franziska von Stenglin