Herr Pfeiffer-Belli, diese Uhr wird über Kette und Schnecke angetrieben. Was bedeutet das?
Dieses komplizierte System sorgt dafür, dass die Uhr extrem genau läuft. Aber schon um 1900 besaß jede gute englische Taschenuhr dieses System.
Warum bezahlt man dann 380000 Euro für diese Uhr?
Das eigentlich Verrückte an ihr ist die Verbindung von Kette und Schnecke und einer so genannten Rattrapante: Das ist ein aufwändiger Mechanismus, mit dem man Zeit stoppen kann. Der Wunsch, einen solchen Chronographen zu konstruieren, entstand schon vor zehn Jahren. Aber erst heute gibt es die technischen Möglichkeiten, ihn zu bauen. So eine Uhr kann niemand kopieren, das wäre viel zu kompliziert.
Ist es nicht übertrieben, dass auch die unsichtbaren Teile geschliffen und poliert sind?
Nein, solche Uhren sind Liebhaberstücke, sie zeigen die Wertschätzung für die Handwerkskunst. Es gibt nur hundert Stück davon. Stellen Sie sich vor, wie in der Bar des »Ritz« in Paris, um elf Uhr am Abend, zwei Männer gerade ihren Alltag mit viel Wodka hinunterspülen. Dann bemerken sie, dass sie beide diese Uhr besitzen. Die werden Freunde fürs Leben. Christian Pfeiffer-Belli ist Chefredakteur der Zeitschrift »Klassik Uhren«. Links: TOURBOGRAPH von A. Lange & Söhne, um 380000 Euro.