Moment 1: 11.Mai 1990
Das erste SZ-Magazin: Bis ans Ende der Welt. Es ging um Schnittblumen, eine Schweizer Malerin, das Münchner Nachtleben, Oskar Lafontaine, die deutsche Einheit, einen japanischen Musiker, einen deutschen Regisseur und den Sinn des Lebens. Also nicht das Ende der Welt - eher ein guter Anfang.
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Moment 2: 1991
Berti Vogts, ehemaliger Fußball-Bundestrainer, trifft den Rocksänger Campino.
Für mich war das gemeinsame Interview mit Campino 1991 außergewöhnlich. Er ist ja großer Fan von Fortuna Düsseldorf – und wusste vor dem Interview gar nicht, dass ich das bis zu meinem 18. Lebensjahr auch gewesen war, ich war oft mit Fahne ins Rheinstadion gefahren. Wir haben uns dann mehr über die Fortuna unterhalten als über alles andere. Toll, ihn kennengelernt zu haben!
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Moment 3: 1992
Harald Martenstein, Kolumnist, Autor und gebürtiger Mainzer, fährt für eine Reportage im Trabi durch Westdeutschland.
In der Nachwendezeit gefiel es dem SZ-Magazin, mit mir ein Menschenexperiment zu veranstalten. Ich sollte mehrere Wochen lang mitten im Westen einen Trabi fahren und anschließend über diese Erfahrung berichten. Das Auto war überraschend gut, bis auf die Tatsache, dass man vor der Fahrt immer mit gesenktem Haupt einen Hahn aufdrehen musste, Benzinhahn oder so, der sich an einer nahezu unerreichbaren Stelle im Fußraum befand. Das mit dem Hahn muss eine volkspädagogische Idee von ganz oben gewesen sein. Die Leute im Westen sind sehr nett zu mir gewesen, sie haben aus ihren Mercedessen heraus gewunken, sie haben mir, an der Ampel, aus ihrem BMW zugezwinkert. Es war eine Nettigkeit von oben herab, so, wie man nett ist zu einem dreijährigen Kind. Da habe ich um mich herum den Pesthauch des Paternalismus gespürt und in mir dieses ostdeutsche Underdog-Gefühl. Das SZ-Magazin hat aus mir den Anwalt aller Entrechteten, Verlachten und Diskriminierten gemacht, der ich bis heute geblieben bin.
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Moment 4: 2001
Spricht Ikea wirklich eine universelle Sprache? Der Fotograf Dieter Mayr fährt mit zwei Redakteuren und ein paar Billy-Regalen in den Dschungel, um zu prüfen, ob Ikea auf der ganzen Welt verstanden wird. Er ist beeindruckt:
Wir dachten, das wird ein Clash der Kulturen. Aber ganz ehrlich - viel schneller als die Menschen auf den Philippinen hätten wir drei das auch nicht geschafft.
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Moment 5: 2001
Eine Feststellung von ewiger Gültigkeit: »Das Böse trägt die besten Sonnenbrillen«. Diese Titelgeschichte begeistert Silke Wichert lange, bevor sie Modechefin des SZ-Magazins wird.
Wahrscheinlich muss man lange in der Sonne sitzen, um auf diese Idee zu kommen: Saddam Hussein und Pinochet als Stilvorbilder - so politisch unkorrekt und so viel besser als die üblichen »Rund und bunt«-Modestrecken!
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Moment 6: 2013
Am 17. Oktober 2012 wird die Wohnung eines jungen Paares in Hoyerswerda von Neo-nazis belagert. Die Polizei vertreibt aber nicht etwa die Neonazis, sondern bringt Ronny und Monique an einen anderen Ort. Die Redakteurin Lara Fritzsche schreibt eine bewegende Reportage über das Schicksal der beiden.
Ich erinnere mich vor allem an eine Szene aus der Vorbereitung der Reportage: Wir sitzen in einem Ausflugscafé, alle anderen Gäste tragen Spaziergängerkleidung, trinken Filterkaffee, essen Bienenstich. Und dann diese beiden in ihren dunklen Kapuzenpullis, mit der blassen Haut, den Augenringen. Zögerlich erzählen sie ihre Geschichte. Als ich sie frage, ob sie bereit wären, sich unter ihren echten Namen auf einem Foto zu zeigen, sagen sie Ja. Sie haben Angst, noch mal Opfer zu werden, sie schlafen schlecht, sie wissen nicht, ob die Angreifer sie danach wieder suchen würden. Trotzdem: Ja. Das hat mir imponiert. Zwei Menschen, die so oft enttäuscht wurden von unserer Gesellschaft - und die trotzdem an das Konzept einer kritischen Öffentlichkeit glauben.
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Moment 7: 2000
Kurz vor dem Oktoberfest stellt sich die Frage: Was muss so eine Bierbank aushalten? Die Wildecker Herzbuben sind kein Problem, Gäste mit vollen Bierkrügen auch nicht. Aber bei der Elefantendame Tonga ist dann leider doch Schluss.
Die besten Momente aus der Rubrik »Sagen Sie jetzt nichts«
Woche für Woche stehen Menschen im SZ-Magazin Rede und Antwort, ohne ein Wort zu verlieren. Und meistens sagen sie dabei mehr als in jedem Gespräch.
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Moment 8: 2012
Lars Eidinger, Schauspieler
Es heißt, Sie werden ungemütlich, wenn Zuschauer vor Ende der Vorstellung den Saal verlassen. Zeigen Sie doch mal.
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Moment 9: 2007
Lemmy Kilmister, Rocker
Mister Kilmister, kann es sein, dass Sie während des Interviews tot umfallen?
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Moment 10: 2008
Rihanna, Sängerin
Haben Sie eine Tätowierung?
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Moment 11: 2014
Pussy Riot, Aktionsduo
Gegen wen oder was kämpfen Sie eigentlich?
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Moment 12: 2013
Klaus-Maria Brandauer, Schauspieler
Falls Ihnen je ein Denkmal gebaut wird: Welche Pose fänden Sie angemessen?
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Moment 13: 2014
Léa Seydoux, Schauspielerin
Wie sehen Sie aus, wenn Sie wütend sind?
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Moment 14: 2014
Orlando Bloom, Hollywood-Star
Ihr Sohn Flynn ist drei. Wie bringen Sie ihn zum Lachen?
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Moment 15: 2011
Toni Garrn, Model
Passt Ihnen Size Zero?
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Moment 16: 2007
Sportfreunde Stiller, Popband
In welcher Rolle hat man mehr Erfolg bei den Frauen: als Sportler oder als Musiker?
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Moment 17: 2013
Andrea Petkovic, Tennisspielerin
Ein Gesichtsausdruck, der Sie im Leben definitiv weitergebracht hat?
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Moment 18: 2013
Carla Bruni, Model und Sängerin
Warum verlieben wir Deutsche uns immer sofort, wenn eine Frau Französisch spricht?
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Moment 19: 2013
Carlo Pedersoli (»Bud Spencer«), Schauspieler
Ihr Lebensmotto lautet »futteténne« (»Scheiß drauf«). Wie schaut das aus?
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Moment 20: 2013
Sahra Wagenknecht, Politikerin
Schon mal heimlich was gemacht, was keiner wissen darf, weil es Ihre Glaubwürdigkeit als Linke untergraben würde?
Fotos: Wim Wenders; Serge Bloch, Jean Jullien, Luke Pearson, Confettisystem / Foto: Clément Pascal; Margot Hammerschmidt, Dieter Mayr, Christiane Wöhler, Hans Limo Lechner, Françoise de Muler; Myrzik + Jarisch; Axel Martens, Frank Bauer (3), Dominik Butzmann, Jo Magrean; Markus Jans, Heinz Augé, Hubertus Hamm, Ramon Haindl, Jo Magrean, Axel Martens, Alfred Steffen