1) Yesterday – The Beatles
»Meine Cousins Wolfgang und Joachim hatten eine Revox, eine Magnetspulanlage. In der entstand oft Bandsalat. Trotzdem saßen die beiden und ich zuhause in Duisburg zusammen mit meinem Bruder Eberhard samstags vorm Radio, hörten die Hitparade und nahmen die Lieder auf. Vinylplatten konnten wir uns nicht leisten, da kostete schon eine kleine fünf Mark, und ich mit meinen 13, 14 Jahren bekam vielleicht eine Mark Taschengeld in der Woche. In der Hitparade fieberten wir immer mit: Wer ist diesmal Wievielter? Dieses Beatles-Lied stand urlange an erster Stelle.«
2) Imagine – John Lennon
»In den Siebzigerjahren habe ich Sport und Anglistik auf Lehramt studiert. Es war eine der schönsten Zeiten in meinem Leben. Ich war wissbegierig, offen – und entsprach einigen Studentenklischees. Ich stellte Autoritäten in Frage und war im Asta engagiert. Die Haare hatte ich zu Schulzeiten schulterlang getragen, das ging aber jetzt nicht mehr, weil sie beim Sport zu sehr störten. Das Lennon-Lied hat mich noch mehr ergriffen als ›Give Peace a Chance‹, das in der Protestbewegung ja eine sehr große Rolle spielte. Stell dir vor, der Krieg muss ausfallen, weil keiner hingeht – das hat mich sehr nachdenklich gemacht.«
3) Another Brick In The Wall – Pink Floyd
»Ich war auf Konzerten von Status Quo, Uriah Heep, Black Sabbath, Emerson, Lake & Palmer – aber Pink Floyd waren mit ihrer ganzen Technik und den Effekten einfach der Hammer. Eine Bühne mit gewaltiger Steinwand, und dann fliegt auf einmal die ganze Wand auseinander! Ich war noch Student, hatte aber schon eine halbe Stelle als Realschullehrer in Duisburg-Beeck, da bekam ich 27 Mark pro Stunde. Dazu spielte ich für die Amateure des 1. FC Köln in der dritten Liga Fußball, das waren auch ganz gute Einnahmen. Da ich billig in einer Studentenbude wohnte und einen VW Käfer fuhr, der nur 150 Mark gekostet hatte, konnte ich mir so etwas wie ein Pink-Floyd-Konzert erlauben.«
4) Queen – We Are The Champions
»Wenn ich als Trainer eine Meisterschaft oder einen anderen Titel gewann, lief natürlich dieses Lied. Besonders verbinde ich es mit dem Jahr 1992, als ich zum ersten Mal Deutscher Meister wurde – in einem Herzschlagfinale mit dem VfB Stuttgart. Ich hatte vorher auch hervorragende Leistungen gebracht, aber es zählt alles eben erst, wenn du Meistertrainer bist. Klar lief dieses Lied auch, wenn ich mit einer Mannschaft erster Verlierer wurde, und das ist mir ja oft passiert. Aber im Moment der Niederlage und der Enttäuschung nimmst du nicht so viel um dich herum wahr. Dann hörst du auch das Lied nicht. Leiden kannst du sehr gut alleine. Aber feiern kannst du nur mit anderen, und als Sieger speicherst du vom Geschehen viel mehr ab.«
5) Mambo No. 5 – Lou Bega
»Wenn wir im Auto mit den Kindern unterwegs waren, musste immer dieses Lied laufen, und alle haben im Chor mitgesungen. Da zückt noch heute einer von uns sein Handy, spielt das Lied, und wir klatschen und singen mit. Mich erinnert es besonders an unsere Urlaube auf Mallorca, da haben wir ein Haus und auch ein Auto. Als Trainer wird man im Urlaub natürlich oft unterbrochen. Besonders in der Weihnachtspause, dann bekommt man den Anruf, dass plötzlich ein Spieler weg will, und man muss überlegen: Haben wir einen im Kader, der ihn ersetzen kann? Müssen wir selbst einen Neuen holen? Als der Manager Michael Meier 2009 aus Köln zu mir nach Mallorca kam, waren unsere Transferplanungen eigentlich schon abgeschlossen – aber plötzlich waren fast alle Transfers null und nichtig. Da habe ich gesagt: Nee, dann nehme ich das Angebot von Fenerbahce Istanbul an.«
6) Wenn Nicht Jetzt, Wann Dann – De Höhner
»2007 war ich bei den Spielen der deutschen Handballnationalmannschaft in Köln, gegen Spanien und Frankreich. Absolute Krimis, die Halle hat getobt. Dieses Lied wurde immer gespielt, es drückte genau die Stimmung aus. Und wir wurden tatsächlich Weltmeister! Wenn ich ein Fußballspiel sehe, bin ich immer auch Analytiker. Beim Handball oder Eishockey aber verstehe ich nicht alles im Detail, da bin ich emotional, einfach ein Fan.«
7) Last Christmas – Wham!
»Ich kann gut verstehen, dass ›Last Christmas‹ vielen Leuten zu den Ohren rauskommt und dass viele es kitschig finden. Aber ich habe damit so viele schöne Erinnerungen an meine Kinder! Ich habe zwei mit meiner ersten Frau und zwei mit meiner zweiten. Man kann eine Trennung und dann eine Patchworksituation aus der Verlustperspektive oder aus der Gewinnperspektive sehen. Ich sage: Erweiterung ist Bereicherung. Weihnachten feiern wir seit 20 Jahren in Tirol, meine Tochter Cara ist für die musikalische Gestaltung zuständig und verteilt Blätter mit den Liedtexten. ›Last Christmas‹ läuft immer zum Abschluss.«
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