Schon mal überlegt, Politikerin zu werden?

Die Klimaaktivistin Carla Reemtsma im Interview ohne Worte: über die Stärke von jungen Frauen, ihre Botschaft an Angela Merkel und eine Umweltsünde, auf die sie nicht verzichten kann.

Geboren: 3. April 1998 in Berlin
Beruf: Studentin
Ausbildung: Studium Politik und Wirtschaft in Münster
Status: Junge Wilde

Es waren mehrere Momente, die aus Carla Reemtsma eine mittlerweile ziemlich prominente Klimaaktivistin machten. Moment eins hat sie mal so erklärt: »Als ich von Berlin nach Münster zog, musste ich auf einmal Konsumentscheidungen selbst fällen, die vorher meine Eltern für mich getroffen hatten: ›Was esse ich? Wie reise ich? Wo bekomme ich meine Kleidung her?‹« Um sie herum wurden Freunde Veganer und lebten mit »zero waste«, das war ihr zu extrem, aber sie hörte auf, Fleisch zu essen, bezog Ökostrom, kaufte viel Secondhand. Dann, Moment zwei, fuhr sie zu den Protesten in den Hambacher Forst. Der Anblick des riesigen Lochs in der Erde, das der Tagebau dort gerissen hatte, bestürzte sie. Und je tiefer sie in Umweltthemen einstieg, desto bewusster wurde ihr, dass zwar alle wissen, wie ernst es ist, dass aber keiner handelt. Im ­Januar gründete sie in Münster einen Ableger von Fridays for Future (FFF), stand mit zehn anderen im Nieselregen vorm Rathaus, Moment drei. Nun ist sie Delegierte von FFF, sitzt in Talkshows und sagt, dass sie lieber in einer Art außerparlamentarischer Opposition wirken möchte als in einer Partei. An diesem Freitag, wenige Tage vor der Weltklimakonferenz, ruft Fridays for Future zum vierten Mal zum globalen Klimastreik auf.