Donald Trump hilft vielen Menschen, gesünder zu leben, und das hat nichts mit Politik oder Fürsorge zu tun, sondern allein damit, wie der US-Präsident aussieht. Sein orangefarbener Kürbis-Teint und die Panda-Augen wirken auf viele Briten so abschreckend, dass 73 Prozent der im Königreich lebenden Erwachsenen, die schon einmal im Solarium waren oder einen Besuch geplant hatten, dies nun kategorisch ausschließen – um nicht so auszusehen wie Trump. Die Studie, die der Independent zitiert, legt nahe, dass der Trump-Effekt das Risiko für Hautkrebserkrankungen in Großbritannien messbar senken könnte.
Dabei sind sich die Beauty-Experten nicht einmal einig, warum Trumps Gesicht so orange ist. Die einen meinen, dass sie Spuren von aufgesprühtem Selbstbräuner erkennen, andere mutmaßen, die weiße Haut um seine Augen deute auf eine Solariums-Schutzbrille hin. Es gibt sogar Theorien darüber, dass Trump wegen seines exzessiven Fastfood-Konsums ein Problem mit der Eisenaufnahme haben und das seine Haut verfärben könnte. Und er selbst behauptet, er sehe so gesund aus, weil er seine Freizeit an der frischen Luft (also auf dem Golfplatz) verbringe.
Es gibt viele Belege dafür, dass der Geschmack des US-Präsidenten nicht sehr modern ist, seine Frisur, die Wahl seiner Anzüge und seine Auffassung von »gesund aussehen« sind nur die offensichtlichsten. Denn, mal ganz abgesehen davon, dass man eher keine Ähnlichkeit mit Trump haben möchte: Wer legt sich heute noch wöchentlich unter die Sonnenbank oder reibt sich mit Selbstbräuner ein?
Blass beziehungsweise ungebräunt ist in, weil ungebräunt gesünder ist – und Gesundsein in ist. Klar, es gibt diesen braungebrannten Look noch immer, Dieter Bohlen zum Beispiel sieht weiterhin aus, als halte er jeden Mittag Siesta auf der Sonnenterrasse seiner mallorquinischen Finca, und auf Instagram-Urlaubsfotos präsentiert Sylvie Meis stolz ihren bronzefarbenen Teint. Aber eigentlich ist Haut, die auf ausgiebiges Sonnenbaden schließen lässt, verpönt, in der Modewelt wie im echten Leben. Junge Mädchen wollen so schneewittchenhaft aussehen wie Jessica Chastain oder Krysten Ritter, und einer der größten Schönheitstrends im Netz ist gerade die sogenannte »Glass Skin«: Gesichtshaut, die nach erheblichem Aufwand wirkt, als sei sie durchsichtig.
Modische Trends unterliegen ja immer Wellenbewegungen, das gilt auch für den Bräunungsgrad der Haut. Zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts hatte der Teint blass zu sein, wenn man etwas auf sich hielt, sonnengebräunt war nur die körperlich arbeitende Bevölkerung. In den Fünfzigerjahren wurde Bronzehaut mehr und mehr zu einem Statussymbol, zu einem sichtbaren Anzeichen für Lebensbejahung und Wohlstand, denn wer braun war, konnte sich Urlaub in Italien leisten – und wer lebensbejahend und gut situiert war, war natürlich sexy.
Dann wuchsen in den Achtzigerjahren zeitgleich die Angst vor dem Ozonloch und die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die schädliche Wirkung von UV-Strahlen. Wer sich trotzdem noch von der Sonne oder dem Assi-Toaster - das Wort hat es sogar in den Duden geschafft! - brutzeln ließ, war plötzlich nicht mehr sexy, sondern dumm.
Heute wollen höchstens noch Segler oder Alpinkletterer als »sonnengegerbt« bezeichnet werden; diejenigen, die in den Sechziger- und Siebzigerjahren mit ihrer Tiefenbräune als besonders attraktiv galten, werden jetzt mit ihrer faltigen Lederhaut als lebende Mahnmale angesehen. Die Panik vor der Sonne geht bei Manchen sogar so weit, dass Internisten und Psychologen warnen: Ohne Sonne kann der Körper kein eigenes Vitamin D bilden und bei Vitamin-D-Mangel leiden unter anderem das Immunsystem und die Seele.
Und trotzdem legen sich immer noch viel zu viele Menschen ohne Schutz in die pralle Sonne, nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft gibt es weltweit jedes Jahr zwei bis drei Millionen neue Fälle von hellem Hautkrebs – dabei ließen sich laut Experten über 80 Prozent dieser Erkrankungen vermeiden. Vielleicht ist das ja die wahre Bestimmung von Donald Trump: abschreckender zu sein als das Ozonloch und die Angst vor Krebs zusammen.