An manchen Tagen in Paris genügen schon ein paar Stufen abwärts in die Metro und man fühlt sich olfaktorisch unmittelbar ins Jahr 1786 versetzt. Kurz vor der Revolution hatten hygienische Missstände dazu geführt, dass die unzähligen Leichen des »Cimetière des Innocents« in die weit verzweigten Katakomben von Paris verlegt wurden. Ein Schild warnte damals: Halt, Sie betreten das Reich der Toten! Für diese Warnung wäre man auch heute bisweilen dankbar. Denn das Odeur aus dem Untergrund kann seine Herkunft aus dem Jenseits kaum verleugnen: ein Gemisch aus verbranntem Gummi (von den Reifen bremsender Metros), Kloake, Schweiß und Urin nimmt einem den Atem. Seit einiger Zeit sorgt ein Parfum für Abhilfe. Dasselbe Laboratorium, in dem Thierry Muglers Meisterdüfte entwickelt werden, schuf nach unzähligen Feldversuchen mit 5000 Metro-Passagieren einen Duft aus Zitrone, Orange und Lavendel auf holzigem Untergrund von Vanille und Moschus. Laut Metro-Direktor Jacques Rapoport vermittelt der süßliche Duft, von dem monatlich über 1,5 Tonnen dem Reinigungsmittel zugesetzt werden, »ein Gefühl der Reinheit«. Das gelingt zwar nicht immer, trifft aber auf jeden Fall auf den Namen der Essenz zu, den man frei nach Marcel Prousts Erinnerungsgebäck wählte: »Madeleine«.