Lasst euch nicht zu Hausfrauen machen

Wenn das erste Kind geboren wird, ist es in den meisten Beziehungen vorbei mit der Gleichberechtigung. Gegen den Satz »Ein Baby braucht seine Mutter« müssen sich Frauen von Anfang an wehren - das beginnt schon bei der Partnerwahl.

Foto: Julia Sellmann

Gibt drei Wahrheiten. Die Erde ist rund. Wir werden alle sterben. Und die Gleichberechtigung ist vorbei, wenn das erste Kind geboren wird. Ist so. Komplett, zu hundert Prozent, in meinem ganzen Freundeskreis.

Das ist wirklich eine Schande. Wir leben im Jahr 2018 in Deutschland. Und bei den allermeisten heterosexuellen Paaren, die ein Kind bekommen, bleibt die Frau für Jahre zuhause. Daran ist die Welt schuld. Und die Frau, aber das kommt später.

Wie oft ich höre, dass arbeitenden Müttern heute noch allen Ernstes folgender Satz gesagt wird: »Ein Baby braucht seine Mutter.« Kindeswohl. Mimimimimimi. Dieses unsägliche Totschlagargument. Damit wird alles, was die Frau bis dahin geleistet hat, weggewischt: Schulausbildung, Abschluss, Ausbildung oder Studium, diverse Jahre Arbeit und Karriere. Zu sagen, aufgrund deines Geschlechtes eignest du dich besser als Kindergroßzieher, ist die Definition von Sexismus. Weil du eine Scheide hast, musst du mit EUREM Kind zuhause bleiben, findest nicht mehr zurück in deinen Job, musst Arbeiten erledigen, die keiner gern erledigt und gedankt wirds auch nicht. Aha? Ich glaube nicht. Neulich erschien eine Studie, derzufolge die Arbeit am Kind und am Zuhause Männer nicht glücklich macht. Ach was. Wir finden darin auch keine Erfüllung, in diesen zähen Tagen mit zähem Kind. Arbeit im Haus und mit Kind hat einfach auch sehr viel mit Fäkalien zu tun.

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Es gibt schlechte und gestresste und harte und nicht liebende Mütter, ich kenne mich damit aus, ich habe eine Mutter und bin Mutter. Es gibt entspannte und weiche und gute und liebende Väter, die viel besser sind für das gemeinsame Kind als ihre Partnerin. Ich rufe hier dazu auf, wenn euch dieser Satz entgegengebracht wird – »Ein Baby braucht seine Mutter« - nicht zu diskutieren. Das ist eine Falle. Du kommst dadurch in die Rechtfertigung. Das ist wie bei Fake News. Während du versuchst, sie zu entkräften, wiederholst du sie ja nur. Dieser Satz legt dich durch dein Geschlecht fest für einen Lebensweg. Wenn du so angesprochen wirst, musst du brutal dagegen vorgehen. Aus Protest nackte Brüste zeigen fällt weg, weil die, gegen die es sich richten soll, im Zweifel eher Fans von nackten Brüsten sind. Also schlage ich eine langanhaltende Sitzblockade vor. Und zwar auf den Füßen der Person, die diesen Satz zu dir gesagt hat.

So.

Jetzt bin ich natürlich, das wisst ihr, eine, die gerne auch euch Frauen auf den Sack geht. Ihr könnt nämlich auch was dagegen tun, dass ihr so endet.

Wenn ich alle Elternpaare, die ich kenne, im Kopf durchgehe, hat zum Zeitpunkt der Befruchtung die Frau einen schlechter bezahlten Job als der Mann. Da läuft ja schon kolossal was schief. Warum zum Teufel ist das so? Einmal orientieren sich zu viele Frauen berufshierarchisch nach oben, viele Krankenschwestern sind mit Ärzten zusammen, wenig Ärztinnen mit Krankenpflegern. Oder: Viele Piloten sind mit Stewardessen zusammen, wenig Pilotinnen mit Stewarden. Oder viele Chefs kommen mit ihren Büroleiterinnen (früher Sekretärinnen) zusammen, wenige Chefinnen bandeln mit ihren Sekretären an.

Es ist eben kein Zufall, was immer und immer wieder passiert: Jede einzelne neue kleine Familie überlegt sich für sich in ihrem stillen Kämmerlein, hm, es macht ja wohl Sinn, dass der, der zu diesem Zeitpunkt den besseren Job hat oder mehr Geld verdient, auch weiterarbeitet. Und die, die zu dem Zeitpunkt nicht so gut dasteht, aufhört zu arbeiten, um das Baby großzuziehen und Arbeiten im Haus zu erledigen, die nicht bezahlt werden, und nicht ansatzweise so gewürdigt werden wie Arbeiten draußen. Ein dauerhaft geputztes Klo fällt halt nicht auf. Jeden Tag nicht. Man gewöhnt sich schnell dran. Es fällt nur auf, wenn es nicht geputzt ist. Wenn eine Frau, die gern ein Kind haben will, sich mal, wie Männer es meistens tun, wenn sie eine passende Mutter für ihr Kind suchen, nach unten orientieren würde, fände sie doch einen tollen Mann, der sich nicht so sehr über seinen Beruf definiert, und vielleicht ganz gerne aufhört mit dem langweiligen Bürojob. Wenn man aber unbedingt einen Piloten will, dann kann es natürlich sein, dass der das Fliegen nicht aufgeben möchte.

Wenn die Frau einen Highperformer will, muss sie eben noch higher performen, also zum Zeitpunkt der Befruchtung schon mal mehr verdienen als der Mann. Dann kann die Familie in ihrem stillen Kämmerlein überlegen, hm, wer verdient denn grad bei uns mehr? Die Frau. Da müsste dann selbst der Highperformer-Mann zuhause bleiben. Aber würde dann echt so entschieden? Wir landen wieder am Anfang: gesellschaftlicher Druck und irre überhöhter Mutterbegriff, gerade in Deutschland. Aber dann halt Sitzblockade (siehe oben).

Gibt auch noch eine Möglichkeit: Ist wieder etwas, was die Frau machen muss, leider. Und ich kenn das, was dann kommt: »Wieso müssen alles die Frauen richten, wieso müssen wir nun auch noch dafür sorgen, dass wir nicht diskriminiert werden?« Da sag ich: Ist doch normal. Der, der was will, muss es machen. Ist bei allen anderen Diskriminierungen auch so. Die, die diskriminieren, haben nämlich was davon. Also müssen die, die diskriminiert werden, sich die Arbeit machen und das bekämpfen. Die, die was davon haben, werden niemals freiwillig damit aufhören.

Jede Frau kann den Grundstein legen für ihre berufliche Freiheit, wenn sie sich gar nicht erst einlässt mit Männern, die nicht zuhause bleiben wollen mit dem Baby. Vielleicht wissen das viele nicht: Kinder und alles, was daran hängt, entstehen beim Sex! Wenn man mit Männern schläft, die dazu die falsche Einstellung haben, hat man danach halt auch das falsche Leben. Nur durch Sex mit den falschen Männern kann einem das passieren, dass man am Ende alleine zuhause Kinder großzieht. Man muss sich eben nur mit Männern umgeben, oder sagen wir: nur mit Männern schlafen, die bereit sind, sich später um das Baby zu kümmern, das sie dabei gezeugt haben. Auch rund um die Uhr, wenn die Frau arbeitet. Solche Männer sind ja wohl die sexiesten und souveränsten, die die Eier haben, mit dem Kind zuhause zu bleiben, den Haushalt zu schmeißen, alleine dann unter tausend Müttern aufm Spielplatz zu stehen mit ihrem Kind. Das ist geil und sexy für eine Frau. Yeah. Nur, woran erkennt man diese Männer schon beim Kennenlernen?

Na, an den dicken Eiern. Einfach nachgucken, verlieben, Kind zeugen, schnell weiterarbeiten. Fertig.