Small Talk: Inglourious Basterds
Ja richtig, hier werden Nazis mit Baseballschlägern enthauptet und Hakenkreuze in Soldatenschädel eingraviert – aber gleichzeitig ist Quentin Tarantinos neuer Kriegsfilm (Start: 20.8.) auch eine kleine Nachhilfestunde in deutscher und französischer Filmgeschichte. Wie in der Szene, als Hitler und Vasallen einer Gala-Premiere im besetzten Paris beiwohnen. Folgende Filmklassiker werden
zitiert:
> Die weiße Hölle vom Piz Palü
Bergfilm-Meisterwerk (1929) von A. Fanck und G. W. Pabst mit einer jungen, noch unschuldigen Leni Riefenstahl.
> Le Corbeau
Besatzungsfilm (1943), von Goebbels in Paris finanziert – trotzdem eine bemerkenswerte Talentprobe des jungen Henri-Georges Clouzot, der später Lohn der Angst drehte.
> Glückskinder
Purer Eskapismus von Paul Martin aus dem Jahre 1936 mit Lilian Harvey und Willy Fritsch. Goebbels’ Remake von It Happened One Night. »Mein Lieblingsfilm«, schwärmt der Propagandaminister bei Tarantino.
Tobias Kniebe ---
Neu im Wörterbuch: Wikipedia-Kids
Abfällige Bezeichnung für Studenten, die zwar internetaffin sind, aber klassische Recherchetechniken nicht mehr beherrschen. Beispiel: »Diese Wikipedia-Kids wissen vielleicht, wie man kopiert und wieder einfügt, lesen aber keine Bücher und können nicht selbstständig denken.« Der Begriff geht zurück auf eine Umfrage der Universität Ontario im April; Professoren und Bibliothekare stellten darin ihren neuen Studenten ein sehr schlechtes Zeugnis aus: »Die Wikipedia-Kids sind unreif und lassen wichtige Fähigkeiten vermissen.« Kann natürlich sein, dass in zehn Jahren niemand mehr diese Fähigkeiten vermisst.
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Fräuleinwunder: Leigh Lezark
Das Problem mit It-Girls ist, dass man oft nicht weiß, wofür das "It" steht. Klar, sie haben das gewisse Etwas, lungern mit den richtigen Leuten herum und wissen sich auch sonst gut in Szene zu setzen. Meistens reicht das, um eine kurze Leuchtspur auf Planet Pop zu erzeugen. Anders liegt der Fall bei Leigh Lezark: Die 25-Jährige wurde nicht bekannt, weil sie auf die richtigen Partys ging, sie veranstaltet sie selbst – als Teil des New Yorker DJ-Trios The Misshapes. Weil sie dabei eine mehr als nur gute Figur abgibt, ist sie nun weltweit gefragt: als DJane und Topmodel. Wenn sie so weitermacht, wird es nicht mehr lange dauern, bis sie bei Gottschalk auf der Couch sitzt. Wetten, dass?
Christine Zerwes
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Design Der Geist der Birne
Kalt, sehr kalt soll die Welt werden, so unken die Lichtnostalgiker, wenn die letzte Glühbirne erst mal durchgebrannt ist. Hoffnung könnte ihnen der Münchner Lichtdesigner Ben Wirth ma-chen. Seine neue Leuchte »In-credible Bulb«, die im September auf den Markt kommt, sieht aus und leuchtet warm wie eine klassische Glühbirne, ist jedoch eine Hightech-Halogenleuchte der neuesten Generation. Infos: benwirth.com.
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Hätten wir auch gern (1) Komm, spiel mit mir!
Sie stehen in Parks, an Bushaltestellen oder auf Brücken: 15 Pianos hat der Künstler Luke Jerram auf öffentlichen Plätzen in London aufstellen lassen, um zu sehen, was passiert. Das hat er zuvor auch schon in Birmingham, São Paulo und Sydney getan, und passiert ist eigentlich immer etwas. Mehr als 1000 Filmclips mit Ständchen aller Art sind bereits auf der Website streetpianos.com veröffentlicht worden: Man sieht Neunjährige Chopin spielen, Anfänger bei Fingerübungen, Selbstdarsteller und Witzfiguren, aber auch hinreißende Darbietungen wie die einer Handvoll Londoner Symphoniker an der U-Bahnstation Liverpool Street. Luke Jerram, der Initiator, will mit seiner Aktion Menschen dazu bringen, »sich ihre städtische Landschaft wieder zu eigen zu machen«. Das scheint ihm zu gelingen. Auf den Fotos und Videos sieht man rührende Momente spontanen Musizierens, vor allem aber viele staunende, lachende, ja glückliche Gesichter. Herr Jerram, falls Sie weitere Herausforderungen suchen: Die Fußgängerzonen deutscher Städte warten auf einen wie Sie!
Thomas Bärnthaler