Von Playmobilhaaren und High Heels mit Kampfansage

Fett für alle, Schuhe mit Speerspitze und Mode-Möbel - was uns diese Woche begeistert.

    Stil: Schnittig
    Männer und Frisuren – ein schwieriges Thema. Die Letzten, die es hierzulande ernst nehmen, sind Fußballer; leider oft so ernst, dass sie hinterher aussehen wie Marcelinho, also wie Clowns. Aus diesem Grund beschränken sich die meisten von uns beim Friseur auf den Befehl: »Wie immer!« Dabei gäbe es so viele Möglichkeiten. Luigi Murenu etwa, eine Art Vidal Sassoon unserer Zeit, fräste den Models einer Givenchy-Modenschau rasiermessergenaue Playmobilhelme aufs Haupt (Bild). Mit dem Resultat, dass vor allem Latinos in New York statt »Wie immer« nun immer öfter den »Two-Tier Crop« bestellen. Mal sehen, wann er bei uns auftaucht – in der Liga.
    Thomas Bärnthaler

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    Meistgelesen diese Woche:

    Design: Rock’n’ Roll!
    Immer mehr Modefirmen versuchen sich an Möbeln. Der Gedanke, der dahintersteht: Warum nur den Kleiderschrank ausstatten, wenn man den Kleiderschrank gleich mitliefern kann? Das führt mitunter zu erstaunlichen Ergebnissen: Bei Armani Casa zum Beispiel hat man das Gefühl, Giorgio entwirft Möbel in erster Linie für sich und für seine Prachtvillen. Ganz anders dagegen die neue Kollektion von Diesel und
    dem Möbelhersteller Moroso. Ihr dunkler Mix aus Rock-Chic und Romantik passt perfekt in eine Zeit, in der gerade die Lichter ausgegangen sind.
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    Pop: Peter Kruder klagt an
    Um das zu ändern, veranstaltet der Wiener DJ Peter Kruder »Listening Sessions«, bei denen das Publikum sitzt und zuhört, statt zu tanzen. Klar, dass dabei nur Lieblingsstücke laufen, die Essenz seiner riesigen Plattensammlung (35 000 Stück). Diese Private Collection (G-Stone) erscheint am 4. September als CD. Dorfmeister ist auch mit dabei.
    "Musikhören ist eine gefährdete Kulturtechnik. Heute hört sich doch keiner mehr bewusst eine Platte an."

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    Mode: High Heels mit Kampfansage
    Mit der Römersandale ging’s los, nun sehen so-gar High Heels aus, als könne man mit ihnen in die Schlacht von Troja ziehen. Ob flatterhaft aus Seide (Bruno Frisoni) oder rustikal in Leder (Prada) – die Botschaft ist klar: Der Schuh ist die neue Speerspitze der Mode.

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    Essen: Fett für alle
    Die Köchin Jennifer McLagan, 55, hat in den USA ein Kochbuch mit dem ungewöhnlichen Titel Fat veröffentlicht.

    Warum ist Fett gesünder, als man gemeinhin denkt? Der Körper braucht das richtige Maß an ungesättigten Fettsäuren und Vitaminen aus tierischen Fetten; Fett stärkt das Immunsystem und den Knochenbau. Die Vorteile von pflanzlichen Fetten wurden lange überschätzt, aber die Wissenschaft begreift diesen Irrtum allmählich. Wer mit tierischem Fett kocht, isst schmackhafter und zugleich weniger, weil Fett auch sättigt.

    In Ihrem Kochbuch stehen Rezepte mit Entenschmalz oder Rindertalg. Welches tierische Fett schmeckt am besten?
    Kalt, ungekocht, ohne zusätzliche Gewürze: Butter. Die Franzosen sagen: Butter hat Terroir, man schmeckt, wo die Kuh gegrast und was sie gefressen hat. Schweinefett mit Rosmarin oder Lardo-Speck sind auch köstlich, und nichts schmeckt besser als in Entenschmalz geschwenkte Bratkartoffeln oder der knusprige Fettrand eines Steaks.

    In den USA wirkt so ein Kochbuch sicher provokant.
    Amerikaner haben panische Angst vor Fett. Sie betrachten Essen eher als Medizin und weniger als etwas, was auch Freude bereiten kann. Ich arbeite zum Glück oft in Frankreich.
    Interview: Lars Reichardt