Es gibt einige Welten, die komplett anders sind als unsere, aber nur wenige erreicht man in knapp drei Stunden. Noch bevor der Flug lästig wird, landet man in Tausendundeiner Nacht und den Tausendundein Möglichkeiten, dafür zu bezahlen.

Nichts ist in Marrakesch so relativ wie der Preis, aber es gibt Orientierungshilfen. Die Preise sind in vier Kategorien aufgeteilt:
1. für Marokkaner;
2. für in Marokko lebende Ausländer.
3. für Touristen;
4. für Japaner.
Nur in der ersten Kategorie gibt es Dinge, die einen Dirham kosten. Die Banane zum Beispiel. Aber Schuheputzen kostet auch den Marokkaner schon drei Dirham, den Touristen zehn, den Japaner zwanzig. Wer ohne nach den Preisen zu fragen fünf Dirham dafür bezahlt, wird als ortskundig akzeptiert. Dasselbe gilt für ein beherztes Angebot über fünfzig Dirham für die Taxifahrt vom Flughafen zum »Les Couleurs de L’Orient«. Das wahrscheinlich beste Hotel im Herzen der alten Stadt, weil es einen großen Innenhof hat und der Ausblick von der Dachterrasse auf andere Dächer, etwas weiter entfernte Paläste und Palmenhaine spektakulär ist. Für das mit städtebaulichen Mitteln erzählte Märchen, das Sie empfängt, wenn Sie zum ersten Spaziergang ansetzen, gibt es eigentlich keinen speziellen Tipp, weil jeder Meter in den Gassen tippwürdig ist, jede Ecke, jedes Treppchen; es werden Ihnen Schleier begegnen, hinter denen Diebinnen lächeln, und Kapuzenmänner im Gegenlicht, und damit sind Sie voll und ganz den ersten Tag beschäftigt sowie den zweiten und den dritten. Aber wo gehen Sie essen? Es gibt im Zentrum der Stadt den Jemaa el Fna. Der Platz ist Weltkulturerbe und nicht zu verfehlen, es will eh jeder hin, so ab dem späten Nachmittag. Hin zum Jemaa el Fna, das stimmt, auf den Jemaa el Fna stimmt nicht. Weil dieser Platz pro Quadratmeter die höchste Dichte an Schlangenbeschwörern im ganzen Orient hat, genießt man das gern mit ein bisschen Abstand. »Des Artistes« ist ein kleines Restaurant am Rand, die Tische draußen sind noch immer nah dran, die Speisekarte bietet Pommes & Co., frische Salate, herzhaftes Rind, alles auf sauberer Basis. Und alle, die hier arbeiten, sind Mitglieder einer marokkanischen Akrobatenfamilie mit internationalem Erfolg. In Monaco Preise gewonnen, in Berlin überzeugt. Die Pyramide war ihr Ding. Die Starken (die die anderen auf ihren Schultern trugen) hacken Fleisch in der Küche, die Leichten (mit dem guten Gleichgewichtssinn) kellnern wie der Wind. HOTEL »LES COULEURS DE L'ORIENT«, 22 Riad Zitoune Lakdim, Derb Lakhdar, Marrakech; Tel. 00212/044 42 65 13; www.ifrance.com/couleursorient; Restaurant »DES ARTISTES«, Medina am Jemaa el Fna; Flüge ab 350 Euro. Ein Euro entspricht 11 marokkanischen Dirham.