Wenn gerade das nötige Kleingeld für die Reise zum Mond fehlt, kann Pjöngjang eine gute Alternative sein. Der Flug mit Koryo Air mutet jedenfalls ähnlich abenteuerlich an. Bei der Einreise wird uns das Handy abgenommen und auch Internet existiert nicht. So weit weg und unerreichbar zu sein fühlt sich befremdlich an, unsere Reisegruppe hält eng zusammen und wir sind sehr gespannt. Das YANGGAKDO-Hotel hätte die Bezeichnung Erlebnishotel verdient: Neben Golfplatz, Schwimmbad und Sauna, die man sich mit riesigen chinesi-schen Reisegruppen und deshalb vielleicht lieber doch nicht teilt, gibt es eine Kegelbahn, ein Billardzim-mer, ein Casino, eine Disco mit Karaokemaschine, eine Rooftop-Bar, mehrere Restaurants (von denen das KOREAN RESTAURANT das beste ist) – und ein hauseigenes Bordell. Unsere beiden Führer des staatlichen Tourismusverbandes, ohne die wir das Hotel keinesfalls verlassen dürfen (weil wir uns verlaufen könnten!), wissen nach dem umfangreichen Visaprozess alles über uns. Einer von ihnen berichtet als staatlicher Geheimagent unser Verhalten an die Behörden. »Unseren privaten Spion« nennt ihn meine Freundin. In der Stadt besichtigen wir jede Menge kommunistischer Monumente. Das allerheiligste ist zwei-fellos das GROSSE DENKMAL AM MANSU-HÜGEL, eine zwanzig Meter hohe Statue des Großen Führers Kim Il Sung. Den Höhepunkt der Führerverehrung aber bekommen wir im KUMSUSAN-GEDENKPALAST zu sehen, in dem das MAUSOLEUM von Kim Il Sung untergebracht ist: Dort liegt, von unten rosa beleuchtet, seine einbalsamierte Leiche aufgebahrt, vor der sich der Besucher bei dröhnender Schnulzenmusik dreimal zu verbeugen hat. Mittags essen wir im CHONGNYU-Restaurant auf einem Schiff am Potong-Fluss, das während des Essens eine kleine Runde dreht. Von dort ist es nicht weit zur U.S.S. PUEBLO, einem Schiff der amerikanischen Marine, welches die Nordkoreaner 1968 überfielen und seitdem stolz zur Schau stellen. Wir beenden den Tag im staatlichen ZIRKUS, wo Akrobatik, Eiskunstlauf, in Tüllkleidern tanzende Braunbären und Pferdedressur vorgeführt werden. Sonntags picknicken viele Familien im MORANBONG-PARK, trinken dazu ordentlich einen über den Durst, singen laut Opernarien und fordern uns zum Tanzen auf. Kurz erscheint das Leben ohne »Starbucks«, Shopping und Fernsehen sehr entspannt – dabei vergessen wir fast, dass wir uns mitten in der »Axis of Evil« befinden.WOHNEN Yanggakdo-Hotel auf der Yanggak-Insel, Tel. 00850/2/18 111/2134, Fax 38 12 93 01. RESTAURANT Chongnyu auf einem Schiff am Potong-Fluss, Tel. 00850/2/421 82 57. REISEBUCHUNGEN über Korean International Travel Company (KITC), Hannover, Tel./Fax 0511/647 86 16, www.nordkoreareisen.de. Pauschalreisen inkl. Flug von Peking ab 1000 Euro. VISUM Botschaft der DVR Korea, Glinkastr. 5–7, 10117 Berlin, Tel. 030/229 31 89. Infos auch über www.nordkorea-info.de