Man ist sehr erleichtert, wenn der Geist, der einem auf dem Weg vom Flughafen folgte, der einem in der Hauptstadt Kroatiens immer wieder begegnete, beim Abendessen irgendwann angesprochen wird: »Der Krieg hat Spuren hinterlassen«, sagt Amelia Tomasevic, Chefin des Zagreb Tourist Board. »Auch wenn nicht viele Gebäude zerstört wurden.«
Wir sitzen im »Regent Hotel Esplanade«, einem schön restaurierten Haus von 1925. Frau Tomasevic war die erste PR-Beauftragte des Hotels, sogar die erste in ganz Jugoslawien, als Breschnew noch hier zu Gast war. Sie wurde die Chefin des »Esplanade«, als der Osten zusammenbrach, und blieb es, als der Krieg tobte und die Flüchtlinge in den Hotels an der Küste untergebracht wurden. »Sie kamen aus Dörfern, bewaffnet, traumatisiert, wurden uns einfach überlassen.« Frau Tomasevic erzählt, wie die neuen Bewohner Waschmaschinen in die Zimmer schleiften, Satellitenschüsseln an die Fenster schraubten, Küchen einrichteten.
»Nur das ›Esplanade‹ musste kaum Flüchtlinge aufnehmen, weil es das beste Hotel am Platz ist und die Regierung Politiker und Journalisten unterzubringen hatte.« Nach Kriegsende wurde das »Esplanade« renoviert, nun ist es ein »Regent« und strahlt Prunk und Stil aus.
Um einen Eindruck zu bekommen, wie schön Zagreb wieder geworden ist und wie lohnend ein Besuch, schickt Amelia Tomasevic uns zum restaurierten NATIONALTHEATER, gegenüber trifft sich im Café HEMINGWAY und im Café KAVKAZ die Schickeria Zagrebs. Dann in die MODERNA GALERIJA, die Ausstellung für kroatische Kunst. Durch drei Parkanlagen zum MUSIK-PAVILLON, wo samstags eine Musikkapelle spielt. Weiter in die OBERE STADT, von der aus man bis zu den Außenbezirken blicken kann, die noch nach Osten aussehen. Ins Kaffeehaus PALAINOVKA und durch die ALTSTADT, die fast völlig Baustelle ist, in der aber an beinahe jedem Haus eine Plakette – »Weltkulturerbe« – hängt. Durch einen Irrgarten gelangen wir zu einem verlassenen SPIELPLATZ und von dort in die Fußgängerzone, wo Zagreb aussieht wie Düsseldorf und man im Café MILLENNIUM das sahnigste Eis außerhalb von Amerika essen kann. Dann geht es zurück zum alten Bahnhof und ins Hotel, das früher als Station für den Orient Express gebaut wurde. Der hält hier nicht mehr, trotzdem kommen langsam die Touristen zurück nach Zagreb. Unsere Neugier wurde jedenfalls mit einer Atmosphäre belohnt, die an das alte Wien erinnert. WOHNEN The Regent Esplanade, Mihanoviceva 1, Tel. 00385/1/456 66 66, DZ ab 149 Euro, www.theregentzagreb.com. ESSEN Café/Bar Hemingway, Trg Marsala Tita 1, Tuskanac 1, Tel. 483 49 56, www.hemingway.hr; Café Palainovka, Ilirski trg 1, Tel. 485 13 57; Eiscafé Millennium, Bogoviceva 7, Tel. 481 08 50. ANSCHAUEN Nationaltheater, Hrvatsko Narodno Kazaliste, Trg Marsala Tita 15, Tel. 482 85 32, www.hnk.hr; Moderna Galerija, Hebrangova 1, Tel. 492 23 68. Germanwings bietet Direktflüge nach Zagreb ab 19 Euro.