Was haben Barack Obama, Lady Gaga, Kate Winslet, Scarlett Johansson, Katy Perry, Jessica Alba, Daniela Katzenberger und Xavier Naidoo gemeinsam? Sie sind Prominente, zweifellos, weltberühmte oder zumindest national bekannte Persönlichkeiten, mächtig und attraktiv. Doch sie teilen eine weitere Eigenschaft: Sie alle haben in den letzten Wochen öffentlich bekannt, in der Schule ausgegrenzt worden zu sein. Gibt man die Wendung »als Kind gehänselt« bei Google ein, tauchen diese Namen innerhalb der ersten zwanzig Treffer auf, ergänzt von ähnlichen Geständnissen deutscher Serienschauspieler und einem halben Dutzend Germany’s Next Topmodel-Kandidatinnen, die sich auch diese Redeweise ihrer Vorbilder sofort angeeignet haben.
Das glamouröse Reich der Stars ist von komplexbeladenen Mobbingopfern bevölkert. So stellen sie es zumindest selbst dar; es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen dem Bewusstsein, »es geschafft zu haben«, und der Beteuerung, dass das nicht immer so gewesen sei. Lady Gaga litt unter ihrer großen Nase, wie sie freimütig bekennt, Jessica Alba unter Hasenzähnen, Scarlett Johansson unter ihren dicken Lippen, und Barack Obama macht gern darauf aufmerksam, wie sehr er in der Highschool für seine großen Ohren und seinen Vornamen verspottet wurde.
Die Botschaft dieser rätselhaften Standardbekenntnisse besteht natürlich in der alten Geschichte, dass jeder seine Träume verwirklichen kann, wie widrig die Umstände zu Beginn auch sind. Aber diese Behauptung ist illusorisch: Wie viele frühere Außenseiter kommen überhaupt in die Situation, dass sich die Öffentlichkeit für ihre Vergangenheit interessiert? Die Lust an diesen Geständnissen scheint eher auf einen Rest an Scham zurückzugehen, der in allen Erfolgsbiografien spürbar bleibt. Die begehrenswertesten Menschen hüllen ihre Kindheit in Schatten, um den Glanz der Prominenz ein wenig abzuschwächen, um einen symbolischen Ausgleich zu leisten für die übermäßige Aufmerksamkeit, die ihnen jetzt entgegengebracht wird. Wobei diese Redeweise letztlich kein Zeichen der Bescheidenheit ist, sondern vielleicht das genaue Gegenteil: Vom Außenseiter zum Star zu werden heißt, ohne alle Voraussetzungen ausgekommen zu sein, ohne ein schönes Kindergesicht, ohne gute Beziehungen, ohne reiche Eltern. Alles, was das Ruder der eigenen Biografie herumgerissen hat, ist nur dem eigenen Willen, der eigenen Disziplin zu verdanken.
»Ich wurde als Kind gehänselt« ist deshalb das eitelste Statement, das einem Star über jene Lippen kommen kann, an denen nun alle hängen.
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