Hört das nie auf?

Seit mindestens fünf Jahren tragen junge Menschen nun große Kopfhörer. Trotzdem heißt es immer wieder, das sei ein neuer Trend.

Erstaunlich viele Menschen haben in den vergangenen Wochen darum gebeten, doch bitte einmal Unverständnis über die sehr großen Kopfhörer zu äußern, die man »plötzlich« überall sehe. Vielleicht gerät das Thema gerade ins öffentliche Bewusstsein, weil sich seit geraumer Zeit auch viele Fußballer mit den großen Kopfhörern zeigen. Oder weil auch die Zeitungen das Phänomen als vermeintlich neu entdeckt haben. Erst im September stellte der Berliner Tagesspiegel fest: »Der voluminöse Monster-Kopfhörer ist das angesagte Accessoire dieser Saison.« Immerhin bereits im März war der FAS aufgefallen, dass Menschen im Berliner Stadtteil Schöneberg »sorgfältig ausgewählte Secondhand-Klamotten« tragen und sich »große Kopfhörer auf ihre Indiefrisuren« setzen. Und im englischen Guardian hat ein Kolumnist im April empört gefragt, warum jetzt eigentlich jeder diese großen Kopfhörer trage. Die seien doch so hässlich.

Das Spannende an dem Thema ist weniger, dass große Kopfhörer in der Öffentlichkeit tatsächlich ein bisschen dämlich aussehen. Faszinierend ist vielmehr, wie dieses uralte Thema jetzt erst in den Mainstream sickert. Bereits 2006 stellte eine gewisse »Kirsten« der Weltgemeinde im Internet die Frage, ob man mit diesen großen Kopfhörern nicht wie ein Depp aussehe. »Anabelle« antwortete: »Ich glaube, du wirst cool aussehen, und alle werden neidisch sein auf deine großen Kopfhörer.« Es erscheint durchaus möglich, dass dereinst Kulturwissenschaftler diesen kleinen Dialog aus dem Netz ausfindig und verantwortlich machen werden für das Folgende: die Große-Kopfhörer-Debatte.

Diese hatte das Internet bald erfasst, es wurde diskutiert, erstens, warum nun alle diese großen Kopfhörer in der Öffentlichkeit tragen (was sie taten), und, zweitens, ob das ästhetisch okay sei. Seit mindestens fünf Jahren geistert das Thema durchs Netz, und seit zwei Jahren ist es ausdiskutiert.

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Dass die großen Kopfhörer von manchen Medien (und ihren Lesern) erst in diesem Jahr entdeckt werden, ist ein bisschen verwirrend. Vielleicht illustriert das Thema auf für Printredakteure schmerzliche Weise, dass Trends, die von Fußballern und traditionellen Medien aufgegriffen werden, entweder uralt oder bereits überholt sind. Das wiederum könnte bedeuten, dass das angesagte Accessoire dieser Saison in Wahrheit der wirklich kleine, der supersüße Mini-Kopfhörer ist. Es läge allerdings in vielerlei Hinsicht in der Natur der Sache, dass das bisher noch niemandem aufgefallen ist.

Foto: dpa