»Was für ein Zufall!«, dachte ich. Sie überlegen sich in der Abteilung ein Geschenk, rechnen dafür mit einem bestimmten Betrag, das erweist sich als Fehlkalkulation und zufällig steht bei Ihnen, der Organisatorin, genau solch eine Karaffe im Keller, die Sie überdies gern loswerden wollen. Bei einer derart außergewöhnlichen Ballung von Zufällen muss man schon von Fügung oder mehr noch von Schicksal sprechen. Und wo höhere Kräfte zugange sind, sollten wir Normalsterbliche uns einer Bewertung enthalten. In diesem Falle ist natürlich alles in Ordnung.Es gäbe aber auch eine andere, viel profanere Erklärung: Vielleicht waren Ihnen die Bestände Ihres Präsente-Lagers geistig gar nicht so unpräsent, als Sie das Geschenk zusammen auswählten. Womöglich waren Sie gar nicht so überrascht, als sich die Karaffe dann als zu teuer entpuppte und Ihnen die Lösung mit dem Keller einfiel. Worauf ich hinauswill: Kann es nicht sein, dass Sie dieses Vorgehen insgeheim von Anfang an in die Planung miteinbezogen haben? Am Ergebnis wäre auch in dieser Variante wenig zu mäkeln, solange Sie deutlich weniger als den Ladenpreis behalten haben. Denn den könnten Sie mit dem Verkauf Ihres Kellerstücks niemals mehr erzielen und Sie brauchen sich an den Kollegen nicht zu bereichern. Sie hätten auch gar nichts dafür nehmen müssen: Derartigen Ballast sinnvoll loszuwerden, ist schon Gewinn genug. Allerdings sehe ich einen Unterschied bei der Offenlegung: Beim Walten des Schicksals erscheint es gerade noch vertretbar (nicht ideal), das Ganze unerwähnt zu lassen. War aber alles geplant, hätten Sie Ihre Kollegen vorab, spätestens aber nachher informieren müssen. Sonst könnten sich die Mitarbeiter, erführen sie den wahren Sachverhalt, zu Recht getäuscht oder gar ausgenutzt fühlen.
Die Gewissensfrage
»In unserer Abteilung ist es üblich, Kollegen zum Geburtstag zu beschenken. Einer übernimmt die Aufgabe, Geld einzusammeln und ein Geschenk zu besorgen. Als ich nun damit an der Reihe war, stellte ich enttäuscht fest, dass die geplante Karaffe unseren finanziellen Rahmen sprengte. Allerdings hatte ich so ein Stück unbenutzt im Keller; ich hatte es selber geschenkt bekommen, aber es gefiel mir nicht. Also habe ich das gesammelte Geld behalten und die Karaffe dem Kollegen geschenkt, den anderen Mitarbeitern jedoch, um Diskussionen zu vermeiden, nichts davon erzählt. Halten Sie mein Handeln für bedenklich?«
CHARLOTTE K., BONN