Mit Schaudern muss ich bei Ihrer Frage an ein Muschelessen denken, das wir vor vielen Jahren (wir waren jung und hatten nicht viel Geld) im Freundeskreis veranstalteten. Zwei von uns übernahmen den Einkauf. Zufälligerweise gab es an diesem Tag im Fischmarkt ein Angebot von Muscheln im Zehn-Kilo-Sack, das deutlich günstiger war als die benötigten drei Kilogramm im offenen Verkauf, und so erstanden die beiden kurzerhand das Großgebinde.Der Sack war nicht nur schwer und unhandlich, er tropfte auch fischig riechend, deshalb verbannte man ihn in die Dusche der Gastgeberin. Dort stand er am Ende des Abends immer noch, nur zum kleinen Teil geleert. Was tun? Der Wein beflügelte Überlegungen, die Schalentiere einer befreundeten Gastronomin zu überlassen, zwecks Weiterverarbeitung zu Muschelleberkäse und Muschelcroissants. Dies ging zwar unter dem Schlagwort »Muschelwochen bei …« in die Annalen ein, scheiterte aber – zu Recht – an den Qualitätsmaßstäben und der Wirtinnenehre unserer Freundin. Am Ende ließen wir die angebrochene Großpackung dort, wo sie war, nämlich im Badezimmer der Gastgeberin. Die jedoch wollte sich ihren Sanitärbereich nicht längerfristig mit immer intensiver riechenden Meeresbewohnern teilen und wusste sich bald nicht mehr anders zu helfen, als das ganze Malheur am ausgestreckten Arm in die Mülltonne zu verfrachten; was übrigens wegen der verendeten Tiere nicht nur heftige Gewissensbisse bei den Beteiligten, sondern, ob der Geruchbelästigung, auch lautstarke Beschwerden der übrigen Hausbewohner zur Folge hatte.Wir haben damals alle daraus gelernt, dass es falsch ist, aus Sparsamkeitsgründen mehr Lebensmittel zu kaufen als benötigt. Die Muscheln mussten für unsere Erkenntnis mit einem sinnlosen Ende in der Abfall-tonne bezahlen. Liebe Leser, bitte lassen Sie diesen Märtyrertod nicht umsonst gewesen sein und halten Sie sich an diese Regel.
Die Gewissensfrage
»Neulich wollte ich Toastbrot kaufen. Als Single reichen mir kleine Packungen. Im Laden gab es die kleinen 250-Gramm-Packungen für 99 Cent, zu genau dem gleichen Preis aber auch die großen 500-Gramm-Packungen. Soll ich nun das große Gebinde nehmen und eventuell die Hälfte des Toastbrots, das ja schnell schimmelig wird, wegwerfen? Oder soll ich die kleine Packung kaufen und mir dabei ziemlich dämlich vorkommen? Wie finde ich aus dieser Zwickmühle heraus?« ANDREAS F., BREMERHAVEN