Kennen Sie Friedrich Schillers Ballade Der Handschuh? Auch dort geht es um einen öffentlichen Liebesbeweis. Am Hofe des französischen Königs Franz I. lässt Fräulein Kunigund ihren Handschuh in die Löwengrube fallen, »zwischen den Tiger und den Leun/Mitten hinein«. Darauf wendet sie sich zu Ritter Delorges »spottender Weis’« und fordert: »Herr Ritter, ist Eure Lieb so heiß,/wie Ihr mir’s schwört zu jeder Stund, /Ei, so hebt mir den Handschuh auf.«
Das lässt sich Delorges nicht zweimal sagen. Er steigt hinab in den Zwinger, »mit festem Schritte/Und aus der Ungeheuer Mitte/ Nimmt er den Handschuh mit keckem Finger«. Fräulein Kunigunde ist begeistert. Sie empfängt den Helden »mit zärtlichem Liebesblick/– Er verheißt ihm sein nahes Glück«. Doch sie hat sich verrechnet. Delorges wirft ihr den Handschuh ins Gesicht: »Den Dank, Dame, begehr ich nicht,/Und verlässt sie zur selben Stunde.« Derartige Ansätze können offenbar ziemlich danebengehen. Zwar sind Sie kein höfisches Fräulein, das seinen Verehrer in den Löwenzwinger schickt, aber immerhin haben Sie Ihren Mann schon am Schießstand und beim »Hau den Lukas« ein bisschen vorgeführt. Nun erwarten Sie von ihm als äußerliches Zeichen seiner Liebe ein Lebkuchenherz, das er Ihnen auch noch so spontan zueignen soll, wie Delorges den Handschuh holt. Einen Hauch Kunigunde enthält das schon.
Andererseits soll hier nicht der Stoffeligkeit das Wort geredet werden, und ein wenig ritterlicher Charme steht einem Mann auch heute noch gut an. Egal ob verheiratet oder nicht. Schließlich lebt jede Beziehung auch von ihrer steten Pflege.
Deshalb: Wenn Sie wissen, dass Ihr Mann das Fertigherz nicht kaufen will, sollten Sie es nicht verlangen; aber wenn er weiß, dass Sie eines haben wollen, sollte er es Ihnen dennoch schenken. So einfach ist das.
(Haben Sie auch eine Gewissensfrage? Dann schreiben Sie an Dr. Dr. Rainer Erlinger, SZ-Magazin, Rindermarkt 5, 80331 München oder an gewissensfrage@sz-magazin.de.)
Illustration: Jens Bonnke