Wim Wätjen ist Professor für Biofunktionalität sekundärer Pflanzenstoffe am Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften der Martin-Luther-Universität:
»Ich rate dazu, stark keimende Kartoffeln nicht zu essen. Kartoffeln bilden an den Keimstellen vermehrt die toxische Substanz Solanin, um Fressfeinde abzuschrecken. Auch wenn durch falsche Lagerung der Kartoffel grüne Stellen entstehen, weist diese Chlorophyllbildung indirekt auf das vermehrte Vorkommen des Giftes hin.
Bilden sich auch noch Sprossen, kann man davon ausgehen, dass an diesen Stellen viel Solanin vorhanden ist – dann sollte man die Knolle lieber liegenlassen. Auch verschrumpelte Kartoffeln würde ich meiden, denn durch den Wasserverlust steigt der Gehalt des toxischen Stoffes. Das kann unter Umständen gefährlich werden: Zu viel des Giftes kann zu Übelkeit oder Durchfall führen, bei großen Mengen an Solanin können auch Bewusstseinseinschränkungen auftreten. Im 19. Jahrhundert wurden sogar Todesfälle durch Kartoffelverzehr berichtet.
In der heutigen Zeit kommen Vergiftungen allerdings äußert selten vor, da man Kartoffeln mit erhöhtem Solanin-Wert am bitteren Geschmack und einem Brennen im Mund erkennen kann. Um die Menge an Solanin in einer Kartoffel zu minimieren, kann man zu einfachen Maßnahmen greifen: Das Schälen der Kartoffel senkt den Solanin-Wert um etwa 75 Prozent, durch das Kochen verringert sich die Menge an Solanin erneut, wobei Sie das Wasser dann allerdings nicht weiterverwenden sollten. Besonders Kinder sollten aufgrund ihrer geringen Toleranz keine ungeschälten Kartoffeln zu sich nehmen.«