Dürfen Männer Anerkennung für Familienarbeit fordern?

Ein Vater wird ständig gefragt, wie seine Frau es nur schafft, Kinder, Haushalt und Arbeit zu vereinen – dabei betrifft es ihn doch genauso. Unsere Kolumnistin hat einen praktischen Verhaltenstipp. 

Illustration: Serge Bloch

»Meine Frau und ich sind beide voll berufstätig, wir teilen uns die Arbeit mit den sechs gemeinsamen Kindern und dem Haushalt, ohne es dabei mit der Aufteilung allzu genau zu nehmen. Nun werde ich des Öfteren von wohlmeinenden Bekannten oder Freunden mit der Frage konfrontiert, wie meine Frau das denn schaffe: der Beruf, die Kinder, und dann noch der ganze Haushalt? Aber ich würde ja bestimmt viel helfen, oder? Ich finde diese Frage blöd, da es mich ja genauso betrifft wie sie. Ich helfe nicht, ich mache. Darf ich mich ärgern? Wie reagiere ich am besten?« Dominik W., per Mail

Sie dürfen sich natürlich ärgern. Also, wenn Sie wollen, natürlich nur. Idealerweise lassen Sie sich aber gar nicht ärgern. Und das ist etwas, das man üben kann. Schritt eins haben Sie schon getan: Sie haben identifiziert, was genau es ist, das Sie ärgert. Im Grunde haben Sie damit sowieso schon gewonnen, nun gilt es nur noch, sich besser zu wappnen. Was Ihre Reaktion angeht, würde ich ein ganz kleines bisschen für Gnade plädieren. Denn man muss manchmal unterscheiden, ob Leute einfach nur blöd sind oder gemein. In Ihrem Fall, so wie Sie es schildern, meinen es diese Menschen nicht bös. Sie selbst nennen sie sogar »wohlmeinend«. Jene Leute scheinen einfach nur etwas beschränkt in ihrer Vorstellungskraft davon, wie frei man das Leben gestalten kann. Offenbar sind sie selbst gefangen in starren alten Normen. Schade für sie. Jedenfalls glaube ich nicht, dass es angebracht wäre, ihnen fies oder aggressiv zu kommen. Am besten legen Sie sich als Konter eine Gegenfrage zurecht. Etwa: »Ach, habt ihr zu Hause noch die klassische Rollenverteilung, Mann arbeitet, Frau Hausfrau?« Eine Gegenfrage gibt dem Gegenüber Gelegenheit, die eigene Frage noch mal zu überdenken, und da man damit im Dialog bleibt, hat es etwas Konstruktives.

Nun, wo Sie wissen, wie Sie reagieren wollen, können Sie der nächsten sexistischen Frage gelassen entgegensehen. Im Grunde können Sie sich sogar darauf freuen. Sie können durch Ihr Leben gehen und nur darauf warten, wann endlich wieder jemand mit dieser ollen Frage um die Ecke kommt, denn dann – und nur dann – können Sie wie geplant reagieren. Stellen Sie sich aber darauf ein, dass Ihnen diese Frage künftig seltener begegnet. So ist das nämlich in der Regel: Wenn Sie sich auf das, was Sie gefürchtet haben, auf einmal freuen, haben Sie die Macht übernommen, und das Universum wird darauf reagieren.