Misstöne beim Musikunterricht

Soll ein Kind Flötenstunden bei einer Musikstudentin bekommen, deren Mutter in der AfD aktiv ist?

Illustration: Serge Bloch

»Unsere siebenjährige Tochter möchte Blockflöte lernen. Über einen Aushang sind wir auf eine 17-jährige Musikstudentin gekommen. Eigentlich passt alles: freundliche, kompetente, junge Musikerin, angemessener Preis und vor allem auch ganz in unserer Nähe. Aber: Es ist uns bekannt, dass die Mutter der jungen Frau aktives AfD-Parteimitglied ist. Daher war unser erster Gedanke: Mit dieser Familie wollen wir nichts zu tun haben. Allerdings ist es vielleicht auch der jungen Musiklehrerin gegenüber ungerecht. Wir sind natürlich besorgt, dass der Umgang mit einer politisch eventuell rassistisch erzogenen Person nicht gut ist für unsere Tochter. Was meinen Sie?« Claudia J., Leverkusen

Können Sie beim Unterricht dabei sein? Oder könnte der Unterricht bei Ihnen stattfinden? Ich ver­stehe, wenn Sie das nicht möchten, denn ich habe als Kind selbst Blockflöte gespielt und den Klang noch im Ohr. Überhaupt würde ich Ihnen ja am liebsten nahelegen, Ihrer Tochter ein anderes Instrument einzureden, es gibt doch so viele, und wirklich alle sind besser als Blockflöte. Und auch sinnvoller, weil es mehr und schönere Literatur für sie gibt, mehr Möglich­keiten zu Kammermusik, und der Klang ist auch weniger fiepend und pfeifend, auf diese hölzern fidele Art. Aber gut, ich habe ja selbst mal so angefangen. Der ­ineinandergesteckte Holzstock mit Mund- und Fingerlöchern eignet sich eben ganz gut, um überhaupt erst mal irgendein ­Instrument zu erlernen, und nach einer Weile wechseln die meisten ja auch und spielen Klavier oder Geige oder, auch dieses Risiko birgt so ein Blockflöteneinstieg natürlich, nie wieder im Leben ein Instrument. Aber das haben Sie ja gar nicht ­gefragt. Da platzte jetzt ein bisschen die Tochter zweier Querflötisten aus mir heraus, mit dem dazugehörigen Flöten­hierarchiedenken (aus Sicht der Quer­flötistenfamilie).

Zu Ihrer Frage: Es spricht meiner Meinung nach nichts dagegen, Ihre Tochter bei dieser Studentin Unterricht nehmen zu lassen. Ich würde mich Ihrem Gedanken anschließen, dass es unfair wäre, eine 17-Jährige aufgrund der politischen Überzeugungen ihrer Mutter vorzuverurteilen. Vielleicht findet sie die AfD ja ganz furchtbar und ihre Mutter peinlich. Selbst wenn nicht, fällt mir nicht ein, wie sich rassis­tisches, menschenverachtendes Gedankengut im Blockflötenunterricht manifestieren könnte. Auf Nummer sicher gingen Sie, wenn der Unterricht bei Ihnen stattfände und Sie ihn mit einem Ohr überwachen könnten. Besser: mit einem halben.