»Ich bin Ende 40 und seit ein paar Jahren schwer an metastasiertem Lungenkrebs erkrankt, obwohl ich nie regelmäßig geraucht habe. Mein Mann und ich haben drei Kinder im Schulalter. Wir haben das Glück, viele Freunde zu haben, die uns sehr unterstützen. Viele von ihnen rauchen. Zunächst hat mich das nicht wirklich gestört. Jetzt aber habe ich Angst um meine Freunde und bin mir nicht sicher, ob ihnen bewusst ist, was sie riskieren. Außerdem schockt es unsere Kinder. Für die ist Rauchen gleichbedeutend mit Krankheit und Tod. Und dann will ich es auch selbst immer weniger sehen noch riechen: Ich werde nie wieder genussvoll eine Zigarette bei einem Glas Rotwein rauchen. Sollte ich meinen Freuden meine Gefühle irgendwie sagen?« Anonym, per Mail
Erst einmal tut es mir sehr leid, dass Sie in dieser schwierigen Lebens-situation stecken. Und dann kann ich Sie nur ermutigen, unbedingt in Ihrem Freundeskreis publik zu machen, dass in Ihrer Gegenwart, der Gegenwart Ihres Mannes und der Ihrer drei Kinder ab sofort nicht mehr geraucht wird. Wer das nicht versteht, ist kein Freund. Jedenfalls kein guter. So einfach ist das. Allerdings ist es nahezu undenkbar, dass Ihre Freunde das nicht verstehen. Rauchen geht auf die Lunge, das weiß jeder, das steht auf jeder Zigarettenpackung, und wenn man mit jemandem befreundet ist, der oder die Lungenkrebs hat – ganz egal, was die Ursache dafür ist –, nimmt man Rücksicht. Mehr ist dazu im Grunde nicht zu sagen. Außer, dass Sie ein unglaublich freundlicher Mensch sein müssen, dass Sie hierher schreiben, um sich zu vergewissern, ob Sie diese Haltung anderen zumuten können.
Ein Mini-Rat wäre, dass Sie Ihren Freunden nicht allzu vehement in deren Rauchverhalten hineinreden. Weil Sie schreiben, dass Sie sich um sie sorgen. Aber die wissen ja selbst, welches Risiko sie mit dieser dummen Sucht eingehen. Und es hat, glaube ich, noch nie jemanden dazu bewogen, mit dem Rauchen aufzuhören, wenn er von jemandem hört, dass Rauchen ungesund ist – eher im Gegenteil. Dann raucht man aus Trotz, das will die Sucht. Aber sich selbst und Ihre Kinder können Sie als Argument anführen. Übrigens braucht es dazu keinen Lungenkrebs, und das soll bitte nicht zynisch klingen. Ich sage es nur dazu, weil Sie sich Gedanken machen, ob Sie das mit dem Rauchen ansprechen können, weil Ihr Krebs ja nicht ursächlich vom Rauchen kommt. Auch als gesunde Person könnten Sie von Freunden verlangen, in Ihrer Gegenwart nicht zu rauchen. Ohne sich dafür schlecht zu fühlen. Die können ja rausgehen oder vorrauchen oder was auch immer. Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall, dass Sie verständnisvolle Freunde haben – und alles Gute.
