Burger-Versicherung

Der ägyptische Freund wird im Restaurant darauf hingewiesen, dass sein Gericht Schweinefleisch enthält. Ist das einfach nur umsichtig, oder schon latent rassistisch?

Illustration: Serge Bloch

»Im Burgerladen wurde ein ägyptischer Freund von mir vom Verkäufer darauf hingewiesen, dass der gewählte Burger Bacon enthält, ob er nicht lieber darauf verzichten würde. Mein Freund bejahte, er hatte es übersehen und bestellte den Bacon daraufhin ab. Die Geste war zweifellos freundlich gemeint. Trotzdem fragen wir uns, ob es bereits (unbewusst) rassistisch ist, jemanden aufgrund seines Äußeren einer bestimmten Gruppe/Religion zuzuordnen? Mein Freund ist kein praktizierender Muslim. Schweinefleisch isst er trotzdem nicht.« Anja G., Dresden

Ich würde wahnsinnig gerne mal eine Aktion starten mit dem Titel: Rettet den Kontext! Vielleicht fange ich einfach ganz genau hier damit an. Ihrer Frage entnehme ich, dass der Verkäufer im Burgerladen seinen Hinweis nicht unfreundlich formuliert hat, es war höflich gemeint. Ihr Freund hat es in der Situation auch nicht als Beleidigung aufgefasst, sondern im Gegenteil, der Hinweis war sogar hilfreich für ihn. Das und nur das sollte in dieser Situation entscheidend sein. Es war nett gemeint, kam nett rüber, hat Ihrem Freund sogar seinen Burger gerettet. Wie schön. Was für eine rundum gelungene zwischenmenschliche Aktion.

Immer wieder hört man heute, dass es schon eine Frechheit sei, wenn Menschen sich nach einem fremdländisch klingenden Nachnamen erkundigen. Ich kann mich selbst als Beispiel nehmen – unmöglich aufzuzählen, wie oft ich in meinem Leben gefragt wurde, wo denn eigentlich mein Nachname herkommt. Manchmal, aber wirklich nur ganz manchmal stört mich das. Wenn ich den Tonfall komisch finde. Wenn ich die Person nicht mag. Aber in den meisten Fällen gebe ich gerne immer dieselbe Auskunft: Aus Ungarn, nein, nicht Armenisch, ja, ich weiß, es klingt Armenisch, aber wie gesagt, es ist ungarisch. Ist manchmal sogar der Anfang eines netten Gesprächs.

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Es gibt natürlich Situationen, in denen die von Ihnen geschilderte Situation beleidigend, ausgrenzend, rassistisch gemeint wäre. Aber ich bin mir sicher, das würden Sie merken. In der Situation. Vor allem Ihr Freund. Dann und nur dann gebe ich Ihnen vollkommen Recht mit Ihrer nachträglichen Überlegung, dass das gerade eben eine diskriminierende Frechheit war. Abgesehen davon wünsche ich mir, dass man immer darauf hingewiesen wird, was alles so in einem Burger drin ist. Gerade Schweinefleisch essen ja nicht nur Muslime nicht, sondern auch Angehörige anderer Religionen, Vegetarier, Models.