Das Gewicht der Geschichte lastete schwer auf Gori Bonets Schultern: Der Hotelier ist Nachkomme eines der katalanischen Ritter, die vor 779 Jahren die Moslems von Mallorca vertrieben. Vererbt bekam Gori unter anderem das stattliche Dorfhaus »C’an Bonico« in Ses Salines, voll dunkler Möbel und staubiger Bücher. Was tun damit? Im vergangenen Jahr hat er aus dem ehemaligen Sommersitz der Familie ein Hotel gemacht. Die alten Möbel und Bücher hat Bonet im Wachturm arrangiert, wo die Familie einst Ausschau nach Piraten hielt und Würste zum Trocknen aufhängte. Dort kann man die Antiquitäten nun durch eine dicke Glastür betrachten. Ansonsten ließ er das Dorfhotel mit Zurückhaltung modernisieren: naturweiße Wandfarbe, helles Leder und Leinen, wässrig-weiß getünchte Deckenbalken. Nur ein paar düstere Ölporträts leidender Heiliger erinnern noch an die tiefen christlichen Wurzeln des Ortes. Beim Essen auf der überdachten Terrasse erzählt Gori seinen Gästen gern, wie damals, als das Dorf nur aus einem Haus bestand (aus dem C’an Bonico!), Großfamilie und Gesinde gemeinsam zur Messe fuhren: in die Kapelle nahe der Heilquelle Font Santa. Heute steht dort Mallorcas einzige Therme. In der kann man sich aalen – wenn man nicht lieber an der flachen Südküste im Sand döst.
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C’an Bonico, Plaça Sant Bartomeu, 8, Ses Salines, Mallorca. Tel. 0034/971/ 64 90 22, www.hotelcanbonico.com,
28 Doppelzimmer ab 101 Euro, im Sommer ab 145 Euro.
Fotos: Mauritius