Zu viel Wissen verringert das Abenteuer. Daher empfehle ich, recht ahnungs- und erwartungslos nach Bulgarien zu reisen. Na ja, nicht völlig ahnungslos, denn Sie sollten sich erstens unbedingt darüber im Klaren sein, dass ein Nicken hier Nein bedeutet. Ihre Zustimmung dagegen äußern Sie mit einem leichten Kopfwippen, für dessen korrekte Umsetzung Sie mindestens 14 Tage Urlaub einplanen sollten. Zweitens: Begeben Sie sich ohne Umweg in das verschlafene Dorf Stefanovo am Fuße des Balkangebirges.
Dort setzen Sie sich in den Garten des Hotels »Dedovite Kashti« und stehen erst wieder auf, wenn Sie frische Rosenlimonade und jede Menge bulgarischer Köstlichkeiten probiert haben. Zeigen Sie dafür wahllos auf die kyrillischen Buchstaben der Speisekarte. Paprika-creme, gegrillter Kashkaval, würzige Köfte, hausgebrannter Raki: Sie können nichts falsch machen.
Vom Balkon des schlichten Zimmers, das die genau richtige Menge an folkloristischer Dekoration aufweist (fast keine), folgt der Blick der Abendsonne über Hügel und dichte Wälder. Nach einer Nacht in absoluter Stille begehen Sie den Morgenspaziergang auf holprigen Straßen, vorbei an liebevoll renovierten Fachwerkhäusern und schwer behangenen Weinreben.
Sie haben sich entschieden: Dies ist das schönste Dorf Bulgariens. Sicher können Sie sich nicht sein, aber das macht nichts, denn was ist ebenso abenteuerfeindlich wie zu viel Recherche vor der Anreise? Es ist die Angst, etwas zu verpassen.
»Dedovite Kashti«
Shipka 3
5581 Stefanovo, Bulgarien
Tel. 00359/69/10 22 22
DZ ab 40 Euro inkl. Frühstück