Der Wörthersee ist schön, aber der Wolfgangsee ist schöner. Ohnehin ist das ganze Salzkammergut landschaftlich jäher, großartiger als die Gegend um den Wörthersee in Kärnten. Nur: Man traut sich nicht so richtig, das laut zu sagen. Der Wolfgangsee wurde einem verdorben: durch den Operettenfetzen "Das Weiße Rössl am Wolfgangsee" und natürlich durch Helmut Kohls Urlaube und die Fotos von dort mit Hannelore und Reh oder Hannelore und Lederjoppe und Hund. Der Mief der 60-er Jahre lag über jeder einzelnen Bergkuppe des Salzkammerguts. Der Wolfgangsee ging ganz lange gar nicht.
Aber es gibt, kurz vor St. Wolfgang, das Landhaus zu Appesbach, ein Hotel, dessen Name schon so schön klingt, ein "Ansitz", so steht es auf der Homepage. Thomas Mann war schon hier, sein Zimmer kann man natürlich mieten und Edward VIII. auch. "Ein herrliches Fleckchen Erde", schrieb er an seine künftige Frau, Wallis Simpson, für die er auf den Thron verzichtet hatte. Vieles lässt sich hier vergessen, selbst der Verlust eines Königreichs. Wer sich im Landhaus zu Appesbach einmietet, in der Suite Edward VIII, oder in einem normalen Zimmer, und wer dann aus irgendeinem Fenster schaut, der ärgert sich sofort und zwar sofort unendlich, dass man sich von einem blöden Operettenfilm, einem pfälzisches Ehepaar und einer Horde schlecht angezogener Bustouristen diese sensationelle, uralte Kulturlandschaft madig machen ließ. Wie toll ist das denn hier?
Das Landhaus zu Appesbach macht es einem natürlich leicht: Keine überladenen Souvenirkioske sieht man vom Hotel aus, keine Bausünden - all das gibt es leider auch - nur den See, dunkel, ein paar Wiesen, steile Berge fast rings rum.
Der Ansitz mit den Sprossenfenstern liegt in einem Park am See. Zum See hinunter führt eine große Liegewiese, die nur zum Hotel gehört, dazu Liegestühle, ein Steg, Ruderboote, ein Spielplatz, alles da. Auf der Terrasse über der Liegewiese über dem See kann man Kuchen essen, frühstücken, im Sommer auch Abendessen. All das ist im Preis inbegriffen - außer den Getränken. Das Abendessen besteht aus vier Gängen und ist so exzellent, dass man es nach Hause schreibt. Die Zimmer angenehm möbliert. Der Direktor, bis Ende des Jahres noch Max Eidlhuber, versteht sich als Gastgeber, morgens findet sich an jedem Tag ein kleines Bulletin mit Vorschlägen, was man heute unternehmen kann, dem Wetterbericht und einer kurzen Exkursion über die Geschichte dieses Landstrichs.
Es sind nette Leute da, jedes Alter, Kinder sind willkommen, Hunde, Freunde. Ich war jetzt drei Mal da. Ich finde nichts, was ich an diesem Hotel auszusetzen hätte.
Landhaus zu Appesbach, Au 18, St. Wolfgang, Österreich, DZ ab 90 Euro pro Person/Nacht, Tel: 0043/61382209, Fax: 0043/6138220914, www.appesbach.com.
Mit wem hinfahren: Mit Kindern, Großeltern, Freunden, Partner oder alleine.
Was man im Hotel am liebsten klauen würde: Das Klavier
Welches Zimmer: Thomas Mann Zimmer, Windsor Suite
Nicht perfekt: kein Pool
Fotos: Landhaus zu Appesbach