Folge 12: Sporthotel Pontresina

Mondänder Palast und gemütliches Familienhotel: Die Mischung macht den Charme des Sporthotels Pontresina aus.

Wer im Engadin Urlaub macht und etwas auf sich hält, der fährt nach „Moritz", wie die sagen, die es wissen müssen. „Sporthotel" in Pontresina klingt da im Vergleich ziemlich unsexy. Doch vermutlich ist es gerade dieser Name, der diesen imposanten Bau mitten im Zentrum Pontresinas davor gerettet hat, das Ziel des allzu schicken Publikums zu werden, auf das man sonst in den Engadiner Bergen häufig trifft.

Geschwungene Treppen mit flauschigem Teppich; weitläufige Zimmer, in denen man selbst in der günstigsten Kategorie keine Atemnot bekommt; im Restaurant stammen die Wandmalereien aus den 1960er-Jahren, Skifahrer, Bergsteiger, Rodler; die modernen, grauen Bänke scheinen nicht zu passen, passen aber eben doch.

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Von einer durchgestylten Architektur zu sprechen wäre gewagt. Allein schon, weil es so viele Zimmerkategorien gibt: In der günstigsten (ab 66 Euro pro Person) gibt es wenig Schnickschnack, dafür aber viel Buchenholz. In der mittleren viel Platz, kleine Erker und moderne Möbel (rund 30 Euro teurer). In der teuersten bucht man Suiten, die mit jedem Wellness-Tempel mithalten können. Alle aber haben Flachbild-Fernseher, Internetzugang und der Wellness-Bereich (klein aber fein, mit grandiosen Bergpanorama) ist natürlich kostenlos. Aber genau diese Mischung macht den Charme aus: Mondäner Palast, so war er gedacht 1861, dann konsequent angepasst ans Heute. Beim Frühstück trifft man nicht auf überschminkte Damen oder Herren mit Siegelringen, dafür auf junge Familien, die mit Eltern und Schwiegereltern angereist sind. Dass sich alle im Sporthotel gleichermaßen wohl fühlen, das macht den Flair des Hauses aus.

Was man dann mit der Zeit zwischen dem Schweizer Frühstücksbuffet (Bircher Müsli, daumendicke Käsescheiben, Bündner Fleisch) und dem 4-Gänge-Abendmenü (kann, muss man aber nicht buchen) anfängt, das ist zu jeder Jahreszeit herrlich ähnlich: Im Sommer nutzt man die Bergbahnenkarte, die man ab zwei Übernachtungen umsonst bekommt, um auf Corvatsch, Corviglia, Diavolezza, Pizzet, Muottas Muragl zu wandern oder zu biken. Im Winter nimmt man den Skibus, fährt auf die Berge und kostet 350 km an Pisten aus.

Und wenn der Moment kommt, wo das Auge genug hat vom Idyll, man sich nach Schroffheit sehnt, nach Ursprung, nach Felsen und Wald, dann kann man auch das haben, eine Autostunde entfernt. Am Rande des Engadiner Naturschutzgebietes liegt das ehemalige Bergarbeiterdorf S-Charl. Die grobe Schotterstraße ist nur im Sommer geöffnet, im Winter erreicht man den Ort auf Skiern. Zwei Gasthäuser, ein kleines Museum, die alten Bergarbeiter-Unterkünfte und wenn man großes Glück hat, sieht man den dort lebenden Bären. Ein Spaziergang entlang des wilden Flusses, dabei dicke Käfer und Steinmanderl zählen - und alles ist gut.

Man kann aber auch durch Pontresina spazieren und dort in der Bäckerei Puntschella einkehren - die Plätze auf der sonnigen Terrasse sind umkämpft. Natürlich wegen der Engadiner Nusstorte.

Wer sich dennoch frägt, was an St. Moritz so besonders ist, der beantwortet sich diese Frage am besten an einem regnerischen Tag, so gegen Mittag, während eines Besuches des Café Hanselmann: Die Törtchen und Schnittchen sind ein Traum, die plüschige Einrichtung ist sehenswert. Der Ort St. Moritz selbst ist ja grässlich. Und nach einer Stunde freut man sich wieder auf das unprätentiöse, sehr lässige Sporthotel.

Sporthotel: Via Maistra, CH - 7504 Pontresina, Schweiz , Tel: 0041 81 838 9400, Fax: 0041 81 838 9401. www.sporthotel.ch Zimmer ab 66 Euro p.P inkl. Frühstück

Mit wem hinfahren: Mit Bergfexen.

Unbedingt essen/trinken: Lieber Abends zurückhalten und dafür beim Frühstück zuschlagen.

Was man im Hotel am liebsten klauen würde: Eine der Steh-Lampen mit den großen Schirmen, die im Restaurant stehen.

Welches Zimmer:
Eines der beiden Erkerzimmer (in den Stockwerken 1-4 und dann immer die 16, also 116, 216)!

Nicht perfekt:
Die Bar, die leicht verraucht, noch nicht renoviert und daher wenig einladend ist.