Folge 9: Convent de la Missió - Palma

Dieses Haus adelt die Insel: Ein Baron des Massentourismus und sein Schwager haben sich in Palmas Altstadt eine Laune erfüllt.

Unten fühlt man sich wie ein schwitzender Mönch, oben wie ein pfeifender Landstreicher. Im Kellergewölbe des Hotels »Convent de la Missió« dampfen Sauna und Jacuzzi, wasserabweisende Lackfarbe schützt den vierhundert Jahre alten Sandstein. Tief unter der Stadt kann man seine Sünden in Form von Pfunden und Toxinen loswerden.

Leichter hat man es mit der Befreiung vom Alltag oben, im Zimmer Nummer 15. Es ist das Einzige im vierten Stock des ehemaligen Klosters. Die Dachkammer ist fast immer belegt, denn sie bietet unter schrägen, weiß getünchten Balken und hinter großen Fenstern einen Panoramablick auf das 25 Kilometer entfernte Tramuntana-Gebirge und auf die Dächer von Palma. Zur Feier des Ausblicks klingelt zur Vesper und zum Abendgottesdienst zweimal täglich ein Glöckchen in der benachbarten Kirche Missión de San Vicente Paul. Sie steht den Menschen im Viertel offen, denen, deren Leben zwischen Bäckerei, Caritasladen, Änderungsschneiderei und Kinderkrippe verläuft. Die Straße Carrer Missió liegt in Palmas Zentrum, zwischen Blumen-Rambla und den Einkaufsstraßen Oms und Sant Miquel. Ihren Namen hat sie vom Kloster. Das war im 17. Jahrhundert Ausbildungsstätte für künftige Missionare.

Wo damals die jungen Männer aus den umliegenden Dörfern ihr Mittagsmahl einnahmen, im Refektorium, hängen jetzt Bilder zeitgenössischer Maler an den Wänden. Der 80 Quadratmeter große, mehrere Meter hohe Saal ist eine Galerie im Hotel. Man kann es sich vor den Bildern auf Sitzwürfeln bequem machen oder an die Decke starren. Dort schlängeln sich jahrhundertealte, zartrosa Schnörkel – die einzigen im ganzen Haus.

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Das Hotel »Convent de la Missió« ist der Augenstern von Pere Cañellas und Toni Esteve, zwei Schwergewichten auf Mallorca. Sie sind verschwägert und bilden zusammen einen jener Doppelclans, die auf der Insel die Fäden ziehen. Cañellas betreibt Hotels in der weit entfernten Touristenhochburg Cala Millor und war jahrelang Vorsitzender des Hotelierverbandes von Mallorca. Esteve ist Architekt und Innenausstatter und hat zwischen Mallorca und Indien viele gehobene Gästehäuser gestaltet. Vor einigen Jahren haben die beiden dem Missionsorden alles außer der Kirche abgekauft und 2002 auf vier Etagen das Vier-Sterne-Hotel mit 14 Zimmern eröffnet.

Damit haben sie Mallorca geadelt. Das Haus ist der pure Luxus, wenn man darunter Ungestörtheit und Schönheit versteht: Man trifft nur selten auf andere Gäste, hört sie aber hier und da rascheln und murmeln; die Küche des Restaurants ist immer warm und wird vom britischen Sternekoch Marc Fosh betrieben; Die Möbel sind weiß, hellgrau oder beige und stehen nicht im Weg herum; es gibt mehrere Räume zum Nichtstun, am Kamin, unter dem Gewölbe, auf einer Dachterrasse, inmitten der Kunstgalerie. Das »Convent de la Missió« ist also ein ideales Schlechtwetterhotel, eignet sich aber auch für den Hochsommer: Dann ist es auf der Insel so heiß, dass man die Tage am liebsten drinnen verbringt.

Hotel Convent de la Missió ****, Carrer de la Missió 7. 07003 Palma/Balearische Inseln/Spanien. Tel.: 0034/971/22 73 47, Fax: 0034/971/22 73 48, www.conventdelamissio.com, DZ ab 280.- Euro pro Person inklusive Frühstücksbuffet.

Mit wem hinfahren: Mit einer neuen Liebe.

Was unbedingt: Durch die umliegenden Gassen spazieren.

Welches Zimmer: 15, Doppelzimmer unter dem Dach.

Unbedingt Essen/Trinken: Ananas-Lasagne mit Kokos-Sorbet im Hausrestaurant „Simply Fosh".

Was man im Hotel am liebsten klauen würde: Eine der drei Palmen, die durch das Dach des Innenhofs wachsen oder (unauffälliger) einen der hölzernen Handschmeichler, die an den Zimmerschlüsseln hängen.

Nicht perfekt: Kein Pool; Der Blick von der Dachterrasse in die Wohnzimmer eines benachbarten Neubaublocks.

Guter Shop/Restaurant/Sehenswürdigkeit in der Nähe: Die Bar L'Antiquari (Carrer Arabi 5): Avantgarde, internationales Publikum, Retro-Musik. Die Tapasbar in der Fischstraße der Markthalle d'es Olivar. Cortana, das Modelabel von Toni Esteves Tochter Rosa (Carrer Can Asprer 1). Ihre Kreationen sind schlicht, aber elegant - genau wie das Hotel des Vaters.