Versteckte Botschaften

Posts von Prominenten auf Instagram sind meist eine aalglatte Inszenierung. Aber manchmal entdeckt man kleinen Details am Bildrand, die einem viel mehr verraten.


Wer postet:
Bibi, Inhaberin eines Beautypalace und Youtube-Millionärin
Fragwürdiges Objekt:
Die getrocknete Rose im Silberväschen. Sie ist die verhutzelte Horror-Dekoration zarter Backfischträume: Das dehydrierte, konservierte Blümelein, mutmaßlich vom instagramable gedrillten Boyfriend an einem signifikanten Datum überreicht, das auch dann noch staubig von der TV-Konsole grüßt, wenn der Knabe schon wieder am Horizont verschwunden ist.

Wer postet: Giulia Siegel, DJ und Tochter von
Fragwürdiges Objekt:
Hirschgeweih-Lampe. Nehmen wir einmal an, das Beleuchtungsobjekt sei zumindest moralisch einwandfrei aus vom Röhrgetier ganz von selbst abgeworfenem Gestänge zusammengeschraubt - dann bleibt trotzdem der Gedanke, dass sich in einer Parallelwelt gerade ein Lifestyle-Hirsch Designobjekte aus abgeschnittenen menschlichen Fingernägeln bastelt. Horn ist schließlich Horn.

Wer postet: Melania Trump, First Lady
Fragwürdiges Objekt: Amor-und-Psyche-Statue. Gut, es ist jetzt kein investigativer Großakt, im Trump-Tower-Interieur ein geschmackloses Objekt auszumachen. Diese Bronzefigur hat jedoch möglicherweise tiefere Bedeutung für Trump. Wenn man kurz seine Gedanken von der Hand lösen kann, die gefängniswärterhaft das Gelenk des gebeutelten Trumpjuniors Barron umklammert, fällt einem auch wieder die Geschichte des tragischen Paares ein: Amor, der strahlende Gott, verliebt sich in eine zwar modelschöne, aber sterbliche Menschin. Er bringt sie in ein märchenhaftes, womöglich mit Golddekor überladenes Schloss, und sie wird schließlich in den Kreis der Unsterblichen aufgenommen. Man muss direkt hoffen, dass Trump diese Geschichte nicht kannte, als er die Statue auswählte.

Wer postet: Daniela Katzenberger, Fernsehbekanntheit
Fragwürdiges Objekt: Coffetable-Magazin. Wer noch nie einen Jackson-Pollock-Achtpfünder oder einen unhandlichen Katalog der Roland-Barthes-Retrospektive im Centre Pompidou ächzend auf ein Beistelltischchen wuchtete, damit Besucher ganz beiläufig bemerken, wie gebildet der Bewohner dieser Geisteskammer sein muss, der werfe den ersten Juergen-Teller-Band. Die Katzenberger legt keck das Philosophie-Magazin aus. Da müssen wir uns auch nicht mehr für den Platon auf dem Gästeklo schämen.

Wer postet: Kylie Jenner, It-Girl
Fragwürdiges Objekt: Weiße Ledercouch. Ein Möbelstück, das eigentlich exklusiv für Dieter Bohlen, Siegfried und Roy und die Raffaello-Werbung-Villa gebaut wurde, und das trotzdem unausrottbar scheint. Undankbar ist das Bezugsmaterial vor allem, wenn man, wie Kylie, untenrum gerne lüftet. Obacht vor Kaltpöppes und Blasenentzündung!

Wer postet: Cristiano Ronaldo, Weltfußballer
Fragwürdiges Objekt: Häkeldeckchen. Wir wollen nicht über seine putzigen Füßlinge reden. Nicht über die sylviemeishaft eingeölten Beine, nicht über den Aschenbecher, der da hinten sicher nur für Besucher bereit steht. Aber über das extrem tantige Häkeldecken, das da auf dem zapfenförmigen schwarzen Tischchen liegt. Wenn Ronaldo demnächst dem eigenen Lieblingsverein wieder einmal eine schmerzhafte Wunde schlägt, tröstet die Vorstellung, er hätte die Handarbeit während der Winterpause selbst angefertigt.

Wer postet: Sami Slimani, Youtuber
Fragwürdiges Objekt: Bananenblatt-Kissen. Langsam reicht es wirklich mit dem Trendterror. Nicht genug, dass man sich ständig auf dem laufenden halten muss, welches Trendtier gerade noch amtiert (Ist es noch das Faultier? Oder schon der Flamingo? Wann schafft das Quokka den Durchbruch?), um seine Bentoboxen und Notizkladden up-to-date zu halten, nun gibt es auch noch Trendpflanzen, die man im Auge behalten muss. Das Bananenblatt ist aber so 2016 - gerade ist die Monstera die Pflanze du jour. Bitte umgehend neu beziehen!

Wer postet: Robert Lewandowski
Fragwürdiges Objekt: Rosa Küchenmaschine. Natürlich ist ein solches pastellenes Rührgerät nicht per se zu bekritteln: Gehörte sie Lewandowski selbst und würde er damit an trainingsfreien Tagen gerne Red-Velvet-Cupcakes fabrizieren, wäre die Farbwahl ein schönes Beispiel für gelebten Genderfasching, das man nur beklatschen könnte. Leider ist anzunehmen, dass das bonbonfarbene Maschinchen eher klischeegerecht seiner Frau gehört. Niemand kann uns aber verbieten, uns eine andere Realität zurecht zu fantasieren.

Wer postet: DJ Jan Leyk
Fragwürdiges Objekt: Schuhregal. Wo andere Leute ihre Hermann-Hesse-Taschenbücher in allen Grün- und Blautönen zur Schau stellen, die die Suhrkamp-Bibliothek zu bieten hat, präsentiert Leyk seine Schlappensammlung, als betreibe er nebenher zuhause noch eine kleine Sneakerboutique. Andererseits muss man einräumen, dass ein vernünftiges Schuhregal wirklich nicht leicht aufzutreiben ist. Wenn er die Treter noch nach Genres sortiert, geht das in Ordnung.