Für Sesshafte

Max Scharnigg über einen Sitzmöbel-Klassiker – und was ihn von einem Sofa unterscheidet. 

Gutes Versteck: Ein Le Corbusier-Sessel

Foto: Martin Fengel

Von Le Corbusier, dem Erfinder dieses Sessels, stammt die Feststellung: »Stühle sind Architektur, Sofas sind bourgeois.« Das stimmt, Sofas sind unschnittig und von trägem Naturell, eignen sich allerdings gerade deswegen gut für Nickerchen. Aber die gelten auch als bourgeois. Die Kreuzung aus Stuhl und Sofa ist der Sessel. Die Körperhaltung eines Menschen in einem Sessel ähnelt dem seriösen Sitzen auf einem Stuhl, das Körpergefühl hingegen erinnert eher an das Sofa. Eigentlich genial. Aber wie das mit Kompromissen so ist, kann man in einem Sessel weder gut essen noch ein komfortables Nickerchen machen. Man kann da nur sitzen und geradeaus schauen und hoffen, dass in Sitzrichtung ein Fernseher hängt. Zumindest galt das bis vor einigen Jahren. Im digitalen Zeitalter hat der Sessel seine wahre Bestimmung gefunden - als Fahrersitz fürs Smartphone. Nichts ist angenehmer, als weich zu versinken und sich in Ruhe alles anzuschauen, was die anderen aus ihren Sesseln so gepostet haben. Daumen hoch!

Sessel »LC2« von Cassina, über designfunktion. Vielen Dank an das Museum Mensch und Natur, München.