Es gibt beim Tennis eine elementare Charakterprüfung namens Netzroller. Das ist ein Ball, der zwar das Netz trifft, aber noch ins gegnerische Feld torkelt. Kaum zu retournieren natürlich, fast immer ein sicherer Punkt. Weil so viel Glück dabei ist und sich ein Netzroller wie ein irregulärer Schlag anfühlt (besonders für den Benachteiligten), ist es üblich, sich unmittelbar danach zu entschuldigen. Die Charakterprüfung besteht darin, diese Entschuldigung glaubhaft wirken zu lassen. Denn natürlich entspricht die Gefühlsregung des Glückspilzes in diesem Moment eigentlich exakt dem Grinsegesicht, das hier mit einer Halskette so schön bildlich dargestellt wird. Das mag menschlich sein, gilt aber nicht als fair. Wer also bei der Netzroller-Entschuldigung seine Heiterkeit nicht seriös unterdrücken kann oder gleichzeitig zum »Sorry!« schon die Siegerfaust ballt, darf sich auf harsche Sanktionen der Gegenseite einstellen. Tennis ist ein Zwei-Personen-Krieg und trotzdem sehr empfehlenswert.
Foto: Thomas Albdorf