In anderen Dimensionen

Warum wir das Größte, das Kleinste, aber nicht das Mittelmaß mögen.

Anhänglich: Halskette aus Metall und Lammleder, von Chanel.

Foto: Gab Bois/Agence Canuel

Wir Menschen haben eine rührende Faszination für außergewöhnlich große oder kleine Sachen. Zumindest als Kind ist man sehr anfällig für diese Superlative, die ja in den seltensten Fällen wirklich Sinn ergeben. Aber ob es um die kleinste Bibel, eine winzige Handtasche, den riesigen Stuhl vor dem Möbelhaus oder die größte Pizza der Welt geht, deren Bild man lange im Buch der Rekorde betrachten muss – irgendwie kriegt man dabei immer eine wohlige Gänsehaut des galoppierenden Wahnsinns. Vermutlich ist das die körperliche Reaktion darauf, dass einem die gesprengten Relationen die Fantasie ausdehnen. Wenn man zum ersten Mal vor einem Mammutbaum steht, ist es ja auch so, als müssten Augen und Gehirn mehrmals neu fokussieren, bis sie mit dem Ding irgendwie klarkommen. Danach geht man ein wenig toleranter durch die Welt, zumindest was Bäume betrifft. Vielleicht ist es aber auch nur so, dass wir Dinge mögen, die erkennbar nicht Mittelmaß sind. Davon gibt es schließlich immer genug.