Bob Dylan, Garment Worker (Aquarell/Gouache, 51x41 cm), 2007, © Bob Dylan
Ein selbst gemaltes Ölgemälde zierte 1970 Bob Dylans Album Self Portrait. Doch da das Bild schlecht und das Album noch schlechter war, geriet Dylans Neigung zur Malerei bei seinen Fans schnell in Verruf. Dylan pinselte unbeeindruckt weiter und studierte 1974 sogar bei einem Zeichenlehrer namens Norman Raeben. »Er hat meinen Verstand, meine Hand und mein Auge zusammengebracht«, sagte Dylan später, »sodass es mir möglich wurde, das bewusst zu tun, was ich unbewusst fühlte.« 1994 erschien ein Buch mit Zeichnungen namens Drawn Blank, in dessen Vorwort Dylan verriet, warum er malt: »…hauptsächlich, um mich zu entspannen und meinen unruhigen Geist neu zu fokussieren.« Ausgestellt hat er seine Bilder jedoch nie.
Ohne von diesen Aktivitäten zu wissen, hatte die Chemnitzer Museumsdirektorin Ingrid Mössinger vor zwei Jahren »eine Art Eingebung«, dass sich hinter Dylan auch ein bildender Künstler verbergen könne. Sie stieß auf das lange vergriffene Buch Drawn Blank und wandte sich daraufhin mit dem Angebot an Dylans Management, seine Bilder in den Kunstsammlungen Chemnitz zu zeigen, in der Nachfolge großer Ausstellungen über Picasso, Cranach und Toulouse-Lautrec. »Schon am nächsten Tag kam eine Mail zurück, dass Bob Dylan das gern machen wolle«, erzählt Mössinger. Es scheint, als habe er seit Langem auf ein solches Angebot gewartet. Mehr als 300 großformatige Aquarelle und Gouachen trafen in Chemnitz ein, 170 davon werden nun gezeigt. »Es sind Stillleben, Porträts, Akte, Landschaften«, erzählt Mössinger. »Die Bilder sind sehr friedlich und manchmal melancholisch.« Viele scheinen auf Reisen entstanden zu sein, oft geht der Blick von innen nach außen, man stellt sich den menschenscheuen Dylan am Fenster seines Tourbusses vor.
Mössinger findet Dylan als Maler »sehr talentiert« und merkt an, die Bilder seien »interessant, um das Gesamtphänomen zu verstehen«. Tatsächlich werden Vielfalt und Qualität der Bilder auch vermeintliche Dylan-Kenner überraschen. Wie zuletzt mit seiner Autobiografie gibt Dylan auch mit der Chemnitzer Ausstellung unverhoffte Einblicke in sein Innenleben und seinen Kreativprozess.
So steht Chemnitz nun im Mittelpunkt eines gewaltigen Dylan-Fiebers. Medien aus den USA, Frankreich, Italien und Südafrika haben sich angemeldet, Hunderte von Dylan-Fans aus aller Welt wollen anreisen. Nur die Hauptperson – Dylan selbst – wird zur Eröffnung ganz sicher nicht anwesend sein. Er muss nämlich am selben Abend in Chicago ein Konzert geben.